Weniger Milchleistung, aber bessere Qualität: Viemangel im Außerfern dramatisch, im Oberland
Die Situation bei den viehhaltenden Betrieben im Außerfern und Oberland ist prekär. Trotzdem: Tirols Bauern liefern Top Milchqualltät.
INNSBRUCK (pn). Es gibt sie nicht mehr, die einheitliche Tiroler Landwirtschaft. Die Zweiteilung ist nicht aufzuhalten, befürchtet auch Otto Hausegger, Geschäftsführer des Milchleistungskontrollverbands.
Im Außerfern und im Oberland geht die Viehhaltung stark zurück. Hausegger: ,,Im Bezirk Reutte ist die Situation sehr problematisch.
Wir haben dort zu wenig Vieh.“
In den Bezirken Landeck und Imst macht sich der Viehmangel ebenfalls bemerkbar. Die Auswirkungen sind fatal, der natürliche Kreislauf wird unterbrochen: ,,Die Almen können nicht mehr bestoßen werden, die Alpung ist oft kaum mehr möglich“, skizziert Hausegger. Es fehlen
die Kälber, Vieh muss teuer zugekauft oder die Viehdichte gesenkt werden. Vor allem Klein- und Kleinstbauern (zwei bis drei Kühe) geben die Viehwirtschaft auf, im Vorjahr schlossen 254 Tiroler Bauern die Stalltüren – für immer.
Der Rückgang beträgt 3,4 Prozent, österreichweit waren es immerhin 4,5 Prozent. Dadurch Wird allerdings ein weiterer Effekt ausgelöst. Größere Betriebe werden noch größer, kaufen Milchkontingente dazu. In den Gunstlagen wie der lnntalfurche und den Bezirken Schwaz, Kufstein und Kitzbühel setzt man auf Leistung.
Mit einer Milchleistung von durchschnittlich 6045 Kilogramm je Kuh pro Jahr liegt Tirol im Vergleich zu anderen Bundesländern hingegen an vorletzter Stelle. „Die Minderleistung der Tiere – sie liefern 194 Kilo oder drei Prozent weniger Milch als der österreichische Durchschnitt – ergibt sich aus dem natürlichen System der Alpung“, verweist Hausegger auf die natürliche Tierhaltung in Tirol. Selbstständige
Futtersuche und viel Bewegung auf der Alm mindern die Leistung.
Insgesamt unterziehen sich 7252 Betriebe der Kontrolle, bei mehr als 60.600 Kühen Wird monatlich die Kontrolle durchgeführt. Die Qualität der Tiroler Milch lässt sich aber nicht aus dem österreichischen Spitzenfeld verdrängen.
Der steigende Kostendruck veranlasst viele Betriebe, die Milchleistung zu steigern. Die besonders leistungsstarken „Schwarz -bunten“ sieht man immer häufiger in den Tiroler Ställen. Mit einem Anteil von 50 Prozent bleibt das Fleckvieh aber unangefochten die Nummer eins, der Grauviehbestand ist stabil, beim Braunvieh sind Rückgänge zu verzeichnen. Nachteil der leistungsstarken Kühe: Ihre Lebenserwartung ist geringer.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.