Das Jahr 1995 im Überblick

Das Jahr 1995 brachte der leidgeprüften bosnischen Bevölkerung endlich den lang­ersehnten offiziellen Frieden, allerdings erst nach militärischen Aktionen der NATO und der UNO und erst im November. Ein sehr harter Winter stand den Menschen bevor: Die Häuser zerschossen und ausgebrannt, die zurückkehrenden Leute oft fremd im eigenen Dorf und wieder verjagt, die Felder und Wälder zerstört, die Frauen und Mädchen von Militaristen verbraucht und geschädigt, oft krank.

Ein ähnlicher Krieg begann schon im Vorjahr im Auftrag der russischen Regierung gegen die sich unabhängig erklärende Republik Tschetschenien. Maßloses Elend überzieht die Hauptstadt Grosny und die umliegenden Gebiete. Rußland will die ertragreiche Erdölprovinz nicht freilassen, doch die fanatischen Freiheitskämp­fer halten an ihrem Plan fest.

Die Franzosen haben nicht dazugelernt: Zahlreiche Atomwaffentests im Pazifik erschüttern die ganze zivilisierte Welt. Mit Jahresbeginn nimmt das Europa der 15 Staaten, mit dabei Österreich, Schweden und Finnland, seine Arbeit auf. Der Absamer Franz Fischler, bisher Landwirtschaftsmi­nister, wird in Brüssel Landwirtschaftskommissär.

In Wien zerbricht die SPÖ/ÖVP-Koalition an der Gestaltung des Staatshaushalts. Im Dezember gibt es daher vorgezogene Neuwahlen, bei denen die oben genannte Koalition wieder an die Regierung kommt. Die FPÖ unter Jörg Haider, die sich große Hoffnungen gemacht hatte, büßte sogar Prozente ein. Vranitzky (SPÖ) und Schüssel (ÖVP) bilden wieder eine gemeinsame Regierung dieser beiden Parteien.
Im Palästinensergebiet Westjordanien wird das israelische Militär großteils abgezogen (Vetrtrag v. 28.9. in Washington). Die Palästinenser wählen einen Selbstverwaltungsrat für exekutive und legislative Bedürfnisse in Westjordanien und Gaza. Die Antwort fanatischer Juden auf diese friedliche Initiative der israelischen Politiker folgt am 4.11.: Bei einer Freidenskundgebung in Tel Aviv wird der israelische Premierminister Yitzhak Rabin vom Jusstudenten Yigal Amir ermordet, nachdem die 100 000 Menschen auf dem Platz der Könige ein Friedenslied gesungen haben.

Im Nordirak beginnt am 30.3. die türkische Regierung mit 35 000 Mann die bisher größte Offensive gegen die kurdische Bevölkerung. Die Gegend wurde 1991 von der UNO als Schutzzone für die Kurden eingerichtet.

Die Schneeschmelze in den Alpen (im Jänner!) läßt die Flüsse Rhein, Saar, Mosel und Main über die Ufer treten. Hunderttausende Menschen werden evakuiert.

Zwei verdiente Südtirol-Politiker sterben im Februar: Altlandeshauptmann und Außenminister Dr.Karl Gruber – er hatte 1946 das bekannte Gruber-De Gasperi­Abekommen unterzeichnet – stirbt 85jährig in Innsbruck. Prof. Felix Ermacora, Völkerrechtler und Südtirolerxperte, stirbt 71jährig in Wien.

Der österreichische Nationalrat beschließt am 31.Mai ein neues Tabakgesetz: In allen öffentlichen Bauten ist das Rauchen nun verboten.
Die erste gesamttirolische Landesausstellung findet auf Schloß Tirol und im Stift Stams statt unter dem Thema „Eines Fürsten Traum“ (Meinhard II.).

In Innsbruck wird am 17.10. der Dachverband des Gesamttiroler Schützenbundes – Europäische Region Tirol – gegründet. Ebenso wird in Brüssel das gemeinsame EU-Verbindungsbüro von Nord- und Südtirol und dem Trentino in Anwesenheit der drei Landeshauptleute Durnwalder, Weingartner und Andreotti eröffnet.

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Quelle: Gemeinde Obsteig

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