Bär. Luchs und Wolf könnten vereinzelt in Tirol leben – Problem ist unbegründete Angst der Bevölkerung
Nach dem Besuch von Bärin Vida drängt sich eine frage auf: Bietet Tirol noch die Voraussetzungen für die ständige Anwesenheit von Großraubtieren?
Es ist eng geworden in Nordtirol. Zumindest, was den potenziellen Lebensraum für Großraubtiere anbelangt. Bär, Wolf und Luchs hätten daher laut Hans Abart von der Abteilung Land- und Forstwirtschaft des Landes keine Chancen, in großen Populationen zu überleben.
Zu kleiner Lebensraum
Eine Einschätzung, die von Simone Lotha vom Landecker Verein „ Wildbiologische Gesellschaft“ geteilt wird: .,Zwischen unterer und oberer Waldgrenze liegen oft nur 300 Höhenmeter. Das ist für Bären nicht optimal.“
Die intensive Zersiedelung würde es auch dem Luchs nicht leicht machen: Die in geringen Dichten vorkommende Raubkatze braucht „riesige Streifgebiete“. Eine große Gefahr würden laut der Wildbiologin so.mit Verkehrswege darstellen. Weniger problematisch wäre die Situation für Wölfe – ,.die sind sehr anpassungsfähig“.
Trotz des eingeschränkten Lebensraumes könnten sich aber besagte Großraubtiere vereinzelt in Tirol niederlassen. Mit vermehrtem Kontakten dieser Art rechnet etwa Paul Steixner, Bezirksjägermeister von Innsbruck-Land: ,.Die Bestände von Bär, Luchs und Wolf haben europaweit zugenommen. Diese Tiere sind auf dem Vormarsch.“
Verständnisvolle Jäger
Gegen Raubtiere, die „auf natürlichem Wege“ einwandern, hat die Jägerschaft laut eigenen Angaben daher nichts . einzuwenden. Das hätten u. a. die positiven Reaktionen vieler Weidmänner anlässlich des Kurzbesuches von Braunbärin Vida gezeigt. ,,Die Anwesenheit einiger Tiere hätte auch keine dramatischen Auswirkungen auf den Wildbestand“, informiert Steixner.
Bär, Luchs und Wolf würden sich laut Norbert Gerstl vom WWF sogar positiv auf den Wald auswirken: ,, Wir haben teilweise zu viel Wild mit den bekannten Negativfolgen wie z.B. Wild verbiss. Die Jägerschaft muss einfach lernen, zu teilen“.
Für Konflikte könnte hingegen die Tatsache sorgen, dass sich speziell Luchs und Wolf auch an Haustieren vergreifen. In Nieder- und Oberösterreich, Kärnten und. der Steiermark – WO bereits Bären und Luchse leben – werden Schäden durch die Raubtiere über die Haftpflichtversicherung der Jäger abgedeckt. ,.Ein Modell; das auch für Tirol vorstellbar wäre“, meint Steixner. Dass das land einspringt – wie es bei von Adlern gerissenen Lämmern der Fall ist – sei ebenfalls möglich. ,.Das ist aber eine politische Entscheidung“, betont Hans Abart.
Das größte Problem für das Überleben von Großraubtieren ist laut WWF allerdings die Uninformiertheit der Bevölkerung.
Unbegründete Angst
„Vor allem rund um den Wolf herrschen unbegründete Angste und falsche Vorstellungen“, will Andreas Baumüller das Bild der blutrünstigen Bestie verdrängen. Tatsache sei vielmehr, dass Bär, Luchs und Wolf sehr . scheu sind und menschliche Nähe meiden. Die Unwissenheit sei zuletzt beim Besuch von Vida zu Tage getreten. ,,Braunbären sind Allesfresser, ernähren sich aber hauptsächlich von Pflanzen“, setzt Baumüller auf Aufklärung. Denn mit dem Auftauchen von Großraubtieren müsse jederzeit wieder gerechnet werden.
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