Der Weg zur Stationierung der Internationalen Schutzgruppe in Afghanistan ist frei. Die Sicherheitslage dort bleibt allerdings prekär.
In Kabul unterzeichneten der afghanische Innenminister Junus Quanuni und der britische Kommandeur John McColl ein Abkommen über die Stationierung von bis zu 5000 Mann der International Security Assitance Force (ISAF). Die Soldaten sollen die Sicherheit der Hauptstadt gewährleisten.
Die Situation im Lande ist nicht nur wegen der immer noch kämpfenden Einheiten der Taliban und der Terrororganisation Al-Qaida brisant, sondern auch wegen der wieder aufflammender Rivalitäten lokaler Warlords, ethnischer Probleme, dem sich verzögernden Aufbau einer nationalen Armee und der desolaten Finanzlage der Interimsregierung von Hamid Karsai.
Am 3. Januar beginnt im Osten Afghanistans eine groß angelegte Suchaktion nach Taliban-Chef Mullah Mohammed OMar. Er bleibt jedoch ebenso verschwunden wie Al-Qaida-Anführer Osama bin Laden. Gefasst werden außer einigen Ministern der früheren Taliban-Regierung, darunter Ex-Außenminister Wakil Ahmed Mutawakil und der frühere Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif, nur wenige Al-Qaida-Größen.
Nach US-Angaben werden vom 7. Oktober 2001 bis Ende Januar 2002 nicht weniger als 18000 Bomben auf Afghanistan abgeworfen. Bei Angriffen auf vermutete Stellungen von Al-Qaida in der ostafhanischen Grenzregion kommen Anfang Januar mindestens 52 Dorfbewohner ums Leben.
Am 4. Januar fällt der erste US-Soldat im Kampfeinsatz, weitere Verluste zeichnet die US-Armee u.a. bei mehreren Hubschrauberabstürzen.
Am 2. März eröffnen im Osten des Landes afghanische Streitkräfte und US-Verbände eine der bisher größten Offensiven. Die »Operation Anaconda
«, an der auch deutsche Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) beteiligt smd und bei der lasergesteuerte Thermobomben zum Einsatz kommen, wird am 13. März von der USArmee für erfolgreich beendet erklärt. Demnach sind das Tal von Scha-i-Kot und strategisch wichtige Ortschaften vollständig erobert worden.
Am 6. März kommen bei einem Unfall auf einem Sprengplatz in Kabul zwei Angehörige der Bundeswehr und drei dänische Soldaten ums Leben. Das Unglück ereignet sich beim Entschärfen einer SA 3-Flugabwehrrakete russischer Bauart. Nach ersten Untersuchungen haben Fehlverhalten und mangelnde Ausbildung zu dem Unglück geführt.
In verschiedenen Provinzen kommt es in den ersten Monaten des Jahres zu Auseinandersetzungen zwischen lokalen Kriegsfürsten, u. a. in der ost-afghanischen Provinz Paktia und im Norden in Masar-i-Sharif.
Am 14. Februar wird der Minister für Luftverkehr und Tourismus, Abdul Rah man, auf dem Rollfeld des Kabuer Flughafen getötet. Nachdem es zu·
nächst geheißen hatte, eine Menge von Mekka-Pilgern, die über die Verspätung von Flügen nach Saudi-Arabien empört gewesen seien, habe den Minister spontan angegriffen und ihn schließlich gelyncht, erklärt Karsai am 15. Februar, es habe sich um einen Mordanschlag gehandelt. Anfang April vereiteln die afghanischen Behörden nach eigenen Angaben einen Umsturzversuch gegen die Übergangsregierung.
Am 21. und 22. Januar findet in Tokio eine Geberkonferenz statt, an der rd. 60 Linder und mehr als 20 regierungsunabhängige Organisationen teilnehmen. Sie wollen für Afghanistan umgerechnet 5, 1 Mrd.€ an Hilfsgeldern bereitstellen, von denen 40 o/o noch im Jahr 2002 ausgezahlt werden sollen. Deutschland sagt bis zum Jahr 2005 rd. 320 Mio.€ zu.
Interimspremier Karsai wirbt im Januar und Februar bei Besuchen in China, den USA, Pakistan, im Iran und in Frankreich um politische und wirtschaftliche Unterstützung für sein Land, auch Russland verspricht eine Beteiligung am Wiederaufbau. Am 13. März kommt Karsai für drei Tage nach Deutschland, das neben finanzieller Hilfe u. a. Unterstützung beim Aufbau der Polizei zusagt.
Von den etwa 5 Mio. Afghanen, die nach einer Schätzung der UNHCR in den über 20 Jahren des Bürgerkrieges außer Landes geflohen sind, kehrten seit dem Sturz der Taliban über 200 000 in ihr Land zurück. Der frühere König Mohammed Sahir Schah setzt am 18. April nach 29 Jahren im italienischen Exil seinen Fuß wieder
auf heimischen Boden ( • 13.6./S.60).
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