Jahresrückblick 1999

Jahresrückblick für das Jahr 1999

Das Jahr 1999 war zwar nicht exakt das letzte dieses Jahrtausends, aber es wurde als solches überall empfunden und der Jahreswechsel auf der ganzen Welt dem entsprechend gefeiert. Der Grund liegt wohl darin, dass das eigentlich letzte Jahr, 2000, nicht mehr mit einer 1, sondern schon mit einer 2 beginnt. Beim Jahreswechsel 99/00 um O Uhr hielt die Welt den Atem an. Werden die Computersysteme in allen Ländern (ein großes Sorgenkind waren hier der ehemalige Ostblock und die Entwicklungsländer) die Umstellung von 19.. auf 20.. schaffen? Schließlich sind alle Flugeinrichtungen, alle Waffenarsenale (auch Atomwaffen), alle Börsen und Spitäler, alle Satelliten und Sicherheitseinrichtungen der Welt in Computern programmiert und der geringste Lesefehler könnte unabsehbare Katastrophen verursachen. Es gab Menschen, die angsthalber schon vor Silvester Selbstmord begingen oder solche, die sich auf weit entlegene Plätze zurückzogen, um alles Schlimme möglichst von der Entfernung zu beobachten.

Doch es passierte nichts. Die Neujahrsnacht ging ruhig vorbei.

Im vergangenen Jahr 1999 blieb Positives wieder Mangelware, denn Kriege und Naturkatastrophen beherrschten auch diesmal die Schlagzeilen, wie z.B. der Kosovo-Krieg und das große Erdbeben in der Türkei. Dass der Euro als Bankwährung in die Buchhaltungen und Bilanzen Einzug hielt, berührte die „normale“ Bevölkerung wenig. Er war ja nur eine Verrechnungswährung, aber noch keine sichtbare in Münzen und Scheinen und vom Alltagsleben daher noch weit entfernt. Erst ab Jänner 2002 sollte der Euro in die Geldtaschen aller Menschen innerhalb der Währungsunion kommen.

In den Monaten Jänner und Februar 1999 kam es zu einem großen Schneechaos in den Alpen, in dessen Folge zahlreiche Straßen gesperrt wurden, in Europa das Streusalz ausging und alle Fahrbahnen mit Splitt gestreut werden mussten. Die Straßenmeistereien waren fast nicht mehr Herren der Lage. Das Schlimmste aber waren die zahlreichen Lawinen, die in Frankreich, in der Schweiz und in Österreich viele Todesopfer forderten. Die zwei ärgsten Lawinen gingen in Galtür und Valzur im Paznauntal nieder und forderten 38 Menschenleben. Tausende Urlaubs­gäste saßen im Tal fest und konnten es wegen der tagelang herrschenden Gefahr nicht verlassen. Beim Ausfliegen der Menschen halfen den österreichischen Kräften auch amerikanische und deutsche Hubschrauber und in einer langen Flugkette konnten die vielen Leute aus dem Tal geholt werden. Angesichts der traurigen Ereignisse verzichteten die wahlwerbenden Parteien für die kommende Landtagswahl auf jegliche Werbung. Am 28. Februar hielt das Land Tirol seinen ersten offiziellen Landestrauertag in der Geschichte des Bundeslandes, für die 38 Lawinenopfer wurde im Stift Wilten eine eindrucksvolle Gedenkfeier zelebriert.

39 Tote gab es bei einem schrecklichen Unfall im Mont Blanc-Tunnel zwischen Frankreich und Italien im März, 12 Tote bei einem Tunnelunfall im Tauerntunnel im Mai, 17000 Tote im August bei einem Erdbeben in der Türkei, Tausende bei einem Erdbeben in Taiwan.

Ebenso Tausende ertranken im Wasser einer Überschwemmung in Venezuela im Herbst 1999. Wirklich ein Jahr von Katastrophen!
Doch die Menschen machen sich die Katastrophen auch selber. Entsetzliches musste die Bevölkerung der Provinz Kosovo im ethnischen Krieg der Serben gegen die Albaner erleiden zig-Tausende wurden ermordet, gefoltert, geschändet und vertrieben oder versuchten zu fliehen vor allem nach Albanien . Österreich errichtete auf albanischem Staatsgebiet ein mustergültiges Auffanglager mit allen modernen Einrichtungen der Medizin und der Hygiene für viele tausend Flüchtlinge. Österreichisches Militär und anderes Personal betreute dort die Menschen für lange Zeit.

Um ein Stück Land – vorwiegend Wüste – ging es in einem grausamen Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien, ein verzweifelter Freiheitskampf tobte im Kaukasus zwischen den moslemischen Tschetschenen und der russischen Zentralregierung.

Es gibt kaum ein Jahr, in dem man berichten könnte, dass sich Verantwortliche verfeindeter Völker die Hand für den Frieden reichten, und dieser Friede auch hielt. In fast allen Religionen der Erde wird Gewalt verurteilt, die kommunistischen Ideen predigen „Brüderlichkeit“, der
Westen hat seinen „Humanismus“, doch all das scheint angesichts kleiner trügerischer Vorteile immer wieder vergessen zu werden. Schwache, Arme, Kranke und Kinder müssen das büßen.

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Quelle: Gemeinde Obsteig

Orginaldokument: Jahresrückblick 1999