Retrospektive Hermann Rieser

Für ihre Diplomarbeit an der Ferrarischule in Innsbruck wählten Luzia Krug (Obsteig) und Hannah Müller (Innsbruck) das Thema
Spuren des Bildhauers Hermann Rieser in Obsteig“.

Ein Ergebnis dieser Arbeit ist eine Broschüre mit dem Lebenslauf des Künstlers sowie Abbildungen und Beschreibungen von Werken, die in Obsteig zu finden waren. Auch die Spuren seines Engagements in verschiedenen Vereinen und in der Gemeinde werden dargestellt.

In Zusammenarbeit mit dem Chronikteam der Gemeinde Obsteig entstand eine sehenswerte, von Klaus Rieser gestaltete Retrospektive im Stadel von Schneggenhausen (Vernissage am 08.06.2018).

Foto: Knut Kuckel

Foto: Herbert Krug

Luzia Krug erzählt über das Entstehen ihrer Diplomarbeit      Foto: Knut Kuckel

Ein Teil des Chronik-Teams: Herbert Krug, Klaus Rieser, Sabine Ortner, Hannes Faimann
Foto: Knut Kuckel

Waltraud Stecher nimmt die Anerkennung und die Wertschätzung des Chronik-Teams für die unbezahlbare Arbeit ihres verstorbenen Mannes, des langjährigen Ortschronisten Hubert Stecher, entgegen.
Foto: Knut Kuckel

Robert Riser und Hannes Metnitzer         Foto: Knut Kuckel

 

 

 

 

Hermann Riesers Startbedingungen waren – heute würde man sagen – suboptimal.

  • geboren im Jänner 1917, Winter und mitten im Ersten Weltkrieg
  • aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Gschwent
  • außereheliches und nicht legitimiertes Kind

Nach 8 Jahren an der Volksschule Obsteig war er Hilfsarbeiter, ohne Berufsausbildung und oft auch ohne Arbeit.

Wie viele junge Menschen damals begeisterte er sich für die Ideen des Nationalsozialismus. Auf diesem Weg kam er 1936 an die Fachschule für Bildhauerei in Berchtesgaden (Deutschland). Es begann ein nahezu kometenhafter Aufstieg: Er schloss die Schule mit Auszeichnung ab und wechselte 1940 nach München an die Spezialwerkstätte für Architekturmodelle.
Für ein lediges Kind aus den Tiroler Bergen war das eine nicht alltägliche Karriere.

Dann kam der große Einschnitt: Hermann wurde 1941 von der Wehrmacht von der Schule weg eingezogen und erlitt an der Ostfront eine schwere Kriegsverletzung.
Bis Kriegsende war er in deutschen Lazaretten untergebracht und wurde danach als 80%iger Invalide in seine Heimat entlassen.

Das hatte einen prägenden Einfluss auf sein weiteres Leben. Hermann hatte durchaus das Potenzial – und auch eine entsprechende Ausbildung – ein zumindest tirolweit bekannter Bildhauer zu werden. Dass es dazu nicht kam, hat damit zu tun, dass Hermann eine Invalidenrente erhielt, auf die er auch angewiesen war, wenn er Phasen durchlitt, in denen er nicht arbeiten konnte. Er hatte Angst vor dem Verlust dieser Rente, wenn er öffentlich präsent wäre und gutes Geld mit seiner Arbeit verdienen würde.

Seine Arbeiten sind meist nicht signiert und wurden meistens weit unter ihrem Wert verkauft.

Nach dem Krieg verbrachte Hermann sein Leben fast ausschließlich in Obsteig. Er engagierte sich außerordentlich im öffentlichen Leben: als Trommler bei der Musikkapelle, als Schriftführer bei der Frw. Feuerwehr, als Spielleiter und Maskenbildner beim Theaterverein, als Gründungsmitglied des Skiklubs etc.

Ortschronist Hubert Stecher brachte es auf den Punkt: „ … er schminkte Nikolaus und Sternsinger und wurde für alle Kultur- und Kunstbelange der Gemeinde zu Rate gezogen.“ Sogenannte Kleinigkeiten (wie z.B. die Gestaltung einer Einladung für eine Veranstaltung eines Vereins oder die Dekoration eines Festes) nahm er genauso ernst wie größere Arbeiten, die wir noch zahlreich im Ort finden können. 

Seine Genauigkeit – manchmal fast schon als Pedanterie erlebt – ist Legende, seine Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft und Offenheit wurden sehr geschätzt, zudem war er ein sehr geselliger Mensch.

1951 heiratete Hermann Vera Pasierbeck. Sie wohnten mit ihrem Sohn Klaus im alten Gemeindehaus. 1960 erwarben sie einen Baugrund in der Mooswaldsiedlung. Den Bauplatz bezahlte Hermann zum Teil mit seinen Arbeiten: In fast jedem Weiler gibt es deshalb eine von ihm geschnitzte Brunnenfigur. Das Bild auf der Feuerwehrfahne stammt von ihm, das Gemeindewappen geht auf seine Entwürfe zurück.

1977 starb seine Frau Vera, danach verbrachte er die meiste Zeit in seiner Werkstatt.

Hermann Rieser starb 1983 in der Lungenheilanstalt in Natters.         (Text: Herbert Krug)

 

 

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Quelle: Chronik Obsteig

Max Weiler "Die Bauernfamilie"