750 Jahre Stift Stams
250 Jahre Pfarrkirche Obsteig
Stift Stams feiert heuer sein 750. Stiftungsjubiläum mit großen Festlichkeiten und einer Jubiläumsausstellung im Stiftsmuseum. Das Stifterehepaar Meinrad II Graf von Görz und Tirol und seine Frau Elisabeth von Hohenstaufen, aus dem Hause der Wittelsbacher stifteten das Kloster Stams zu Ihrem und ihrer Familien Seelenheil sowie als Gedenkstätte und Grablege der Landesfürsten Tirols. Die Fürstengruft inmitten der Stamser Basilika ist Zeugnis dieser Stiftung.
Tipp: Stift Stams im Internet
Das 500. Stiftungsjubiläum fiel wohl in die Amtszeit des Stamser Abtes Vigilius Kranicher von Kranichsfeld. Er führte die erste Klosterschule in Stams ein. Er ließ einen Krankentrakt erbauen und eine öffentliche Stiftsapotheke einrichten. Dadurch gelang es ihm, das unter der Regentschaft von Kaiser Josef II bereits 1785 ausgefertigte Auflösungsdekret für das Stift Stams abzuwenden.
Was ihm allerdings nicht gelang, war trotz heftigstem Widerstand, den Kirchenbau in Obsteig zu verhindern. Abt Kranicher investierte neben dem genannten Zubau viel Geld in die künstlerische Gestaltung der Stiftskirche, in eine Orgel, dazu in geistliche Kompositionen und in viele prunkvolle Devotionalien (liturgische Gegenstände) des Stiftes, die auch Teil der Ausstellung sind. Abt Kranicher hätte die 6.000 Gulden, welche die Obsteiger für eine eigene Kirche sammelten, gerne für das Kloster Stams gebrauchen können und wehrte sich schon deshalb mit allen Mitteln gegen einen Kirchenbau in Obsteig.
Sämtliche kirchlichen Obrigkeiten in Stams und Brixen untersagten den Obsteigern ihre Kirche zu bauen. Schließlich kam 1771 im Namen des Kaisers, der „allerhöchsten Gubernialbefehl“ aus Innsbruck mit der Bewilligung, den Obsteigern ihre Kirche in erforderlicher Größe, bis auf das Dach gemauert, erbauen zu lassen.
250 Jahre Obsteiger Kirche
1773, also vor 250 Jahren war die Obsteiger Kirche bis auf den Turm fertiggestellt. In diesem Jahr besuchte der Bischof von Brixen das Stift Stams. Die Obsteiger schickten eine Abordnung zum Bischof mit der Bitte, die neue Obsteiger Kirche einzuweihen.
Weil jedoch der Stamser Abt Kranicher heftig dagegen war, „den störrischen Obsteiger Bauern ihr eigenmächtig fürgenommenes Werk, das mit List und Trug durchgesetzt werden solle und ein höhnisches Gespött gegen Stams sei“, einzuweihen, unterließ dies der Oberhirte aus Brixen.
Abt Kranicher klagte bei Gericht ein, dass der Labbichl, den Jakob Mader, Besitzer des Niwenstiftes für den Bau der Kirche überlassen hatte, eigentlich Obereigentum des Stiftes Stams sei und beantragte den sofortigen Abriss der Obsteiger Kirche.
Die Prozesskosten gegen das Stift Stams, beliefen sich auf 700 Gulden. Zum Vergleich, kostete der Hochaltar mit Altarbild, samt Figuren, der Vergoldung und den Tischlerarbeiten „nur“ 457 Gulden.
Schließlich gab es „im Februar 1785 ein Einschreiten des Kaisers Josef II.“. Dieser bestimmte, in allerhöchster Entschließung, dass die neue Kirche in Obsteig keinesfalls abgerissen werden dürfe und außerdem das Stift Stams verpflichtet werde, für die Seelsorge einen Priester zu entsenden (Quelle: Zitat von Abt Augustin Handle, 1820).
Endlich wurde am 11.April 1786 die Obsteiger Kirche zum Heiligen Josef von Josef Graf von Spaur, Fürstbischof zu Brixen eingeweiht.
Der erste Seelsorger in Obsteig war Kaplan P. Leopold Plattner.
Suchtipp: Chronik Obsteig: „die Pfarre von Obsteig“ Beitrag von Chronist Hubert Stecher vom Mai 2005
Wie alt ist die Tafel?
Dilecte veni ac pasce oves meas!
Übersetzung: Ich bin gekommen, meine Schafe zu füttern!
Die rot geschriebenen Buchstaben sind römische Zahlen und ergeben
zusammengezählt MDCCCLVVII das Jahr 1862.
Quellen:
Text: Toni Riser,
Bilder: J. M. Faimann – Chronik Obsteig
Literatur: Stift Stams, Chronist Hubert Stecher.
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