Aufräumen nach dem Sturm

Sturmschäden am Grünberg

Die Unwetterfront mit orkanartigen Sturmböen am 18.07.2023 hinterließ auch in Obsteig unübersehbare Spuren. Besonders betroffen ist der Wald im Bereich Grünberg. Im gesamten Gemeindegebiet von Obsteig liegen geschätzt 5.000 fm Schadholz, sogenannter Windwurf.

Der Waldaufseher der Gemeinde Obsteig, Daniel Strigl, arbeitet mit Hochdruck daran, dass das Schadholz möglichst rasch aus dem Wald gebracht wird. Der Grund für den Zeitdruck ist die Gefährdung durch Borkenkäfer.

Bleibt das Holz im Wald liegen, bohren sich Borkenkäfer in die Stämme ein und fressen unter der Baumrinde ein Gangsystem aus, in das die weiblichen Käfer ihre Eier ablegen. Der Fraß der Käfer und der Larven führen zum Absterben des befallenen Baumes. Bis zu drei Generationen sind pro Jahr möglich. Geschätzt folgen so aus der Brut eines Weibchens im Laufe der Vegetationsperiode mehr als 100.000 Nachkommen. Bei einer großen Borkenkäferpopulation werden auch gesunde Bäume befallen (Stehendbefall). Borkenkäfer sind sehr kälteresistent und überleben tiefste Frosttemperaturen.

Daniel Strigl ist es gelungen, zwei Firmen mit den Aufräumarbeiten zu beauftragen: die Fa. Wallmann aus Salzburg und die Fa. Peerz aus Zirl.

Die liegenden Bäume werden vom Stock geschnitten und mittels mobiler Seilbahnen an Stellen gebracht, die mit einem LKW erreichbar sind.

Dort werden sie entastet, abgelängt, nach verschiedenen Kriterien sortiert, ...

... verladen und abtransportiert (Fa. Hechenblaickner, Wiesing).

Der Weg zum Zwischensimmering wurde von der Österr. Bundesforste (ÖBF) stabilisiert. Ca. 150 LKW-Ladungen sollen darauf transportiert werden.

Eine zusätzliche Herausforderung für den Waldaufseher: Das anfallende Holz muss seinen Besitzern zugeordnet werden. Ein Teil gehört der Agrargemeinschaft Buchteltwald, ein Teil gehört mehreren Inhabern von Teilwald-Rechten. Und der Grünberg ist bekannt für die Parzellierung des Teilwaldes: Eine Parzelle ist im Schnitt 4 bis 10 Meter breit und etwa eineinhalb Kilometer lang, vom Fuß des Grünbergs bis ganz nach oben.

Toni Riser weist auf Sturmschäden hin, die sich vor langer Zeit abgespielt haben: „Ein katastrophales Windwurfereignis hat es auf der „Höhe“ (Anm.: am Holzleiten Sattel) in den heutigen Lärchenwiesen schon einmal gegeben. Es gibt dazu keine Überlieferung, aber eindeutige Buckelwiesenstrukturen in den Lärchenwiesen, die nur von Wurzeltellern aus einem großen Windwurf entstanden sein können. Zeitlich ist dieser Windwurf nicht mehr einzuordnen, aber auf Grund fehlender Überlieferung sicher mehr als 300 Jahre her.“

 

 

Waldaufsicht – ein kurzer Rückblick

Seit Jahrhunderten wurden Regelungen erlassen, die den Schutz des Waldes sichern sollten, wobei die Erhaltung der landesfürstlichen Jagd lange Zeit ein zentrales Anliegen war. Die „Allmende“, der Wald, Weideflächen, Flüsse und Wege wurden früher gemeinschaftlich genutzt. („Allmende“ bedeutet so viel wie „was allen gehört“, Besitz einer Dorfgemeinschaft). In jährlich abgehaltenen Versammlungen legten die „Nachbarschaften“ (alle Nutzungsberechtigten einer Allmende) die Nutzung ihrer Allmende fest. U. a. ging es um den Holzbezug der Berechtigten. Meistens wurden zwei „Riegler“ bestimmt, die die jeweiligen Vereinbarungen überwachen sollten. Ab dem 16. Jahrhundert taucht auch die Bezeichnung „Waldhüter“ auf – bei uns wird der Waldaufseher immer noch „Wåldhiart“ genannt. Diese Tätigkeit war ehrenamtlich.

Vor 200 Jahren, 1823, wurde die „Instruktion für Waldaufseher“ erlassen, die bis 1948 gültig war. Der Waldaufseher wurde von der jeweiligen Gemeinde angestellt und hatte die ihm anvertrauten Wälder zu überwachen und für einen gutem Zustand dieser Wälder zu sorgen. Bald wurde festgestellt, dass diese Tätigkeit nicht ohne entsprechende Ausbildung zu machen war. 1872 fand der erste Waldaufseher-Kurs in Tirol (an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Rotholz) statt. Heute umfasst die Ausbildung mindestens 20 Wochen Theorie und 8 Wochen Praxis.

Die Obsteiger Waldaufseher:
Bis 1873 Josef Neuner (1822 – 1887) aus der Oberstrass,
ab 1873 Anton Ennemoser (1817 – 1901, vulgo „Ötztaler“) aus Wald.
ab 1896 Moritz Föger (1852 – 1916, vulgo „Krameter“), ebenfalls aus Wald,
ab 1917 Josef Gaßler (1868 – 1926) aus der Oberstrass,
danach Franz Rappold (1886 – 1954, „Vetter“ genannt), ein Onkel des gleichnamigen Forstarbeiters der ÖBF aus der Oberstrass,
ab 1952 Ferdinand Schaller (1919 – 2006),
ab 1976 Alois Falkner.
Seit 2012 ist Daniel Strigl Waldaufseher der Gemeinde Obsteig.

Seine Arbeit umfasst gemeinschaftliche Aufgaben im Wald von der Aufforstung bis zur Holzernte und die Berücksichtigung der Interessen der Waldeigentümer und Waldnutzer.

Bei der Waldaufsicht (Monitoring) geht es um das Beobachten und Erfassen des Waldzustandes (Waldschäden, Wildschaden, …). Damit ist viel Büro-Arbeit verbunden: Statistiken, Meldungen, laufende Weiterbildung, …

Ein großer Teil der Arbeit betrifft fachliche Beratung und Information:
Holzauszeige, Waldnutzung, Pflegeeingriffe, Verjüngung, Grenzen von Waldgrundstücken, forstliche Bringung, Forstschädlinge und Bekämpfungsmaßnahmen, forstliche Förderungen, Schutzwaldsanierungen usw.

  • Hilfeleistung bei der Stellung von forstrechtlichen Anträgen
  • Forststraßen (Trassenführung, Kostenschlüssel und Genossenschaften)
  • Seilbahnen und Helikopterbringung (Trassenführung, Auszeige)
  • Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Bevölkerung
  • Verwertung des Holzes

Daniel Strigl hat eine Fläche von ca. 2.000 ha zu betreuen.

Der jährliche Holzeinschlag hängt stark vom jeweils aktuellen Holzpreis ab und schwankt entsprechend: Üblich waren in Obsteig in der jüngeren Vergangenheit 1.000 bis 3.000 Festmeter pro Jahr.

Die letzten drei Jahre waren außergewöhnlich: In diesem Zeitraum fielen rund 30.000 Festmeter an: 2021 entstand viel Schadholz durch Schneedruck, 2022 durch Käferbefall und heuer durch Windwurf.

Text und Fotos: Herbert Krug; Quellen: https://www.waldaufseher.org/berufsbild/unsere-geschichte/, Daniel Strigl, Anton Riser

(Ich hatte die Möglichkeit, den Obsteiger Waldaufseher am 24.08.2023 bei seiner Arbeit am Grünberg zu begleiten. HK)

 

 

 

 

 

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Quelle: Chronik Obsteig