Die Ortschronik von Hubert Stecher ab 1982

Anm.: Die Chronik-Bände von Hubert Stecher können in den Räumlichkeiten der Chronik Obsteig eingesehen werden. Die Digitalisierung ermöglicht das Suchen nach Namen, Orten und Ereignissen. Sie ist keine 1:1 – Übertragung.  

 

CHRONIK DER GEMEINDE OBSTEIG

Begonnen am 1. Oktober 1982

VORWORT

Im September 1982 setzte sich der Bezirkschronist OSR VSD. Karl Hofer aus Haiming mit dem Verfasser dieser Chronik zusammen und regte dabei die Anfertigung einer eigenen Gemeindechronik für Obsteig an.

In jeder Hinsicht – sei es privat, in der Familie, in einem Verein – schaut der Mensch in die Vergangenheit zurück, versteht die Gegenwart aus dieser Sicht und vermag auf Grund gemachter Erfahrungen für die Zukunft zu planen. Auch ist jemand zu bedauern, der von seiner Vergangenheit nichts weiß oder diese gar verstecken muß. In diesem Sinne soll eine Gemeindechronik den Blick der Bevölkerung erweitern und darüberhinaus das Selbstverständnis und auch den Stolz der Gemeinde fördern.

Bürgermeister Anton Riser zeigte sich sofort sehr aufgeschlossen und und stellte gemeinsam mit dem Chronisten dieses Vorhaben dem Gemeinderat vor, der einen positiven Beschluß hiefür einstimmig faßte. Es wurde unter anderem auch beschlossen, in die zu erstellende Chronik nicht nur die laufenden Ereignisse aufzunehmen, sondern nebenher – allerdings langsam und behutsam – auch Nachforschungen über Vergangenes anzustellen, soweit hierin nicht schon der verstorbene Dr. Reisick in seinem Obsteiger Buch gearbeitet hat. Es fehlen so u.a. die Geschichte der verschiedenen Geschlechter, Vereine, Gewerbebetriebe, des Fremdenverkehrs, der Kirche und Kapellen usw.

Die Chronik sollte in dreifacher Ausfertigung angelegt werden. Je ein Exemplar erhalten die Gemeinde, die Schule und der Chronist. Da es verschiedene Arten von Chroniken gibt, wurde die derzeit modernste, wenn auch nicht billigste Art gewählt: Es soll eine geschriebene, mit Fotos und Kopien belegte Arbeit werden, die nebenher auch durch ein Tonarchiv ergänzt wird. Je nach Vielfalt der Ereignisse werden jeweils 1, 2 oder 3 Jahre zu einem Band zusammengefaßt.

Eine Chronik kann man aber nicht isoliert von der Umwelt verfassen. So werden dann auch immer internationale und überregionale Ereignisse, soweit sie in das Gemeindeleben hereinspielen, mit aufgenommen.

Hubert Stecher

 

Herzlicher Dank sei hier der Gemeindesekretärin Herta Schaller ausgedrückt, die die Chronikarbeit mit viel Zuvorkommenheit unterstützte und auch viel Freizeit dafür opferte.

 

 

Die Gemeinde Obsteig ist seit 1833 eine selbständige Gemeinde im Bezirk Imst (Gerichtsbezirk Silz, Dekanat Silz). Sie führt in diesem Bezirk die Nummer 13. Obsteig liegt bei der Kirche 991 m über dem Meeresspiegel, Holzleiten liegt mit 1.086 m wesentlich höher, während die Burg Klamm als tiefst gelegenes Haus 860 m hoch liegt.

Die Koordinaten für die Ortschaft Unterstrass bei der Kirche sind 10°56´ östl. Länge und 47°18´nördliche Breite. Durch seine Höhenlage bedingt befindet sich das Gemeindegebiet in der Höhenklasse VII der 2.660 m hohe Grünstein gehört noch zur Gemeinde, die wesentlich höheren Grießspitzen (2751m) nicht mehr. Die als erste erreichbare Alpenvereinshütte 1.917 m hoch gelegene Coburger Hütte gehört auch schon zu Mieming. Die im Obsteiger Gemeindegebiet liegenden Almen Marienberg und Simmering gehören außer Obsteiger Interessenten auch zu Mieminger Weilern (Marienberg) und den Mötzern (Simmering ). Der nördliche Grenzverlauf läßt sich etwa mit Marienbergjoch (1.788 m), Grünstein und Grünsteinscharte (2.263 m), der östliche mit den Gschwenter Feldern und Waldgebiet westlich des „Fernblick'“, der südliche mit Grünberg (1.508 m) und Alpgebiet Simmering (2.096 m), sowie der westliche mit den Feldern von Holzleiten und der Hangstufe unter Aschland verfolgen.

Obsteig hat ein Gemeindegebiet von 3 465,52 ha (Ortsverzeichnis Tirol, herausgegeben vom Statistischen ZA Wien, 1974). Die Einwohnerzahl betrug 1971 noch 582, im Jahre 1981 bereits 688 Personen. Kartographisch dargestellt ist das Gemeindegebiet auf der Österreichkarte 116.

Von Innsbruck ist Obsteig ca. 40, von Imst 20 und von Telfs 12 km entfernt.

 

Die Weiler und Häuser von Obsteig um 1975

Arzkasten 2

Aschland (1.111 m) 7

Finsterfiecht 7

Gschwent 13

Holzleiten 7

Burg Klamm 1

Klammer Mühle 1

Lärchenhaus 1

Langgarten 5

Lehnberghaus (1.553 m) 1

Oberstrass 40

Roller 1

Scheibe 1

Thal 4

Unterstrass 26

Wald 13

Lehnberg-Jagdhütte 1

Galtwiesenhaus 1

Marienberg 1

Marienberg-Jagdhütte 1

Simmering-Jagdhütte 1

Zwischensimmering 1

Zwischensimmering-Jagdhütte 1

Simmering-Almhütte 1

 

Das Wappen von Obsteig

 

Von den 278 Gemeinden Tirols besaßen zum Stichtag 30. September 1978 194 ein Gemeindewappen, das sind ca. 70 Prozent. Die meisten dieser Wappen wurden in unserem Jahrhundert verliehen. Dazu bemerkt der Gesetzestext von 1926, daß die Wappenverleihung der Landesregierung zusteht und über die Verleihung der Berechtigung eine Urkunde anzufertigen ist, die die genaue Beschreibung und eine Abbildung enthält. Dem Bundeskanzleramt ist eine Abschrift zuzusenden.

Um die Verleihung des Wappens muß die Gemeinde einen Antrag an die Landesregierung stellen. Die fachliche Bearbeitung der Wappengestaltung obliegt dem Tiroler Landesarchiv, die rechtliche ist Angelegenheit der Gemeindeabteilung (Abt. Ib). Schließlich muß über die Beantragung und Gestaltung des Wappens die Landesregierung einenBeschluß fassen.

Die graphische Gestaltung wird von mehreren Faktoren beeinflußt. Das Wappen soll plakativ wirken und nicht mit einem anderen leicht verwechselbar sein. Historische und gegenwärtige Tatsachen sollen im Wappen zum Beschauer sprechen, weiters soll es mit sparsamster Linienführung möglichst deutlich das ausdrücken, was der Gestalter auszudrücken wünscht.

Für das Obsteiger Wappen waren sowohl historische wie gegenwärtige Tatsachen maßgebende Gestaltungselemente. Die enge Verknüpfung der Ortsgeschichte mit der Burg Klamm korrespondiert mit einem einmaligen Landschaftscharakter, den Lärchenwiesen, die Obsteig international bekannt werden ließen. Und so heißt auch der Text der Verleihungsurkunde:

DIE TIROLER LANDESREGIERUNG HAT IN IHRER SITZUNG VOM ACHTZEHNTEN MAI NEUNZEHNHUNDERTSECHSUNDSIEBZIG DER GEMEINDE OBSTEIG FOLGENDES IN DER URKUNDE DARGESTELLTE WAPPEN VERLIEHEN:

IN GOLD EINE AUS EINEM GEZINNTEN SCHWARZEN SCHILDFUSS WACHSENDE BIS ZUM OBEREN SCHILDRAND REICHENDE LÄRCHE. DER BAUM ERINNERT AN DEN HERRLICHEN LÄRCHENBESTAND DER GEMEINDE, DIE ZINNEN VERSINNBILDLICHEN DIE BURG KLAMM, DIE ERSTMALS IM 13. JAHRHUNDERT SCHRIFTLICH ERWÄHNT WIRD.

DIE URKUNDE WIRD DURCH DIE UNTERZEICHNETEN UND DAS LANDES SIEGEL BEGLAUBIGT. GEGEBEN ZU INNSBRUCK AM 15. MAI NEUNZEHNHUNDERTSIEBENUNDSIEBZIG.

DER LANDESHAUPTMANN: Eduard Wallnöfer

DER LANDESAMTSDIREKTOR: Rudolf Kathrein

DIE MITGLIEDER DER LANDESREGIERUNG: Fritz Prior, Herbert Salcher, Luis Bassetti, Christian Huber, Alois Partl, Fridolin Zanon und Ernst Fili

 

In der „Tiroler Wappenfibel“ von 1978 beschreibt Landesarchivdirektor Hofrat Dr. Eduard Widmoser das Obsteiger Wappen:

„Das Steuerbuch von 1312 nennt als Unterabteilungen des Gerichtes Petersberg Wald und Vinsterviecht. In gleichzeitigen Quellen finden dazu noch Aschloenne, Gaswendo, Weizzelan und Holzleuten Erwähnung. 1487 kommt erstmals „Ob des Staigs“ vor, das ab 1660 zu Obsteig wird.

Im 1976 verliehenen Wappen wird auf das Schloß Klamm und die herrlichen Lärchenwiesen Bezug genommen.“

Das Obsteiger Lied

 

Politisches und kulturelles Umfeld der Gemeinde Obsteig 1982 <siehe Originaldokument im Chronik-Archiv>

 

Der Gemeinderat 1982

Bgm.: Anton Riser sen.; Vizebgm.: Karl Auer; GR.: Hermann Hosp, Josef Schaller, Ferdinand Grutsch, Herbert Ennemoser, Ernst Ennemoser, Hannes Haller, Hermann Föger jun., Martin Riser

 

Weltrückblick 1982 <siehe Originaldokumente im Chronik-Archiv>

 

Das Jahr 1982 im Allgemeinen

Am nachhaltigsten prägte der Neubau der Bundesstraße durch den Ort das Gesicht der Gemeinde. Die Straße wurde von unterhalb der Einfahrt Gschwent bis zum Hotel Bergland fast gänzlich neu trassiert.

Gewaltige Erdbewegungen und Brückenbauten waren hiefür notwendig. Niemand konnte sich zu dieser Zeit, als die Fahrzeuge fast im Schlamn versanken oder durch fast undurchsichtige Staubwolken finden mußten, vorstellen, daß dies nach Abschluß der Arbeiten einmal ein gutes Werk darstellen sollte. Für 1982 wurden hiefür 8,5 Mill. Schilling bewilligt.

Das zweite große Vorhaben, das die Gemeinde beschäftigte, war der Bau einer neuen Leichenkapelle, da die alte dem Straßenbau weichen mußte. Der Bau wurde von der Firma Grutsch erstellt, die bronzenen Portale von akad. Künstler Elmar Kopp aus Imst und das Fenster vom Künstler Strolz aus Landeck.

Das dritte größere Ereignis war die Eröffnung des Kindergartens, der für alle vorschulpflichtigen Obsteigs im alten Schulhaus in Holzleiten untergebracht wurde. Das Haus steht inmitten einer herrlichen Landschaft, fernab vom Verkehr und so günstig, daß sich die Kinder jederzeit im Freien austoben können. Die erste Kindergartentante ist Claudia Schaller aus Weisland.

Vom April gibt es zwei traurige Vorfälle zu berichten:

Maria Hosp aus Holzleiten starb unter den Rädern des eigenen Traktoranhängers. Ebenfalls in Holzleiten, und zwar im Gebäude des alten Gasthofes zur Traube, starb der Reporter Stengg. Er hatte sich im Dachboden erhängt und wurde durch das Bellen seines Hundes von der Nachbarschaft einige Tage später entdeckt.

 

<bearbeitet bzw. eingefügt von Herbert Krug, Nov. 2023>

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Quelle: Chronik Hubert Stecher