Lawinenabgang am Dienstag, 20.04.1965, auf die Roßbachstraße unterhalb der großen Kehre der damaligen einzigen Straßenverbindung (B 189 Reuttener Bundesstraße) von Obsteig nach Nassereith. Die Brief- und Paketbeförderung mit Postwägen sowie die Personenbeförderung mit Postbussen waren neben der Güterbeförderung durch Lastkraftwägen und dem Individualverkehr nicht mehr möglich. Der Verkehr musste über Imst und dem Gurgltal weite Umfahrungskilometer in Kauf nehmen.
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In ganz Tirol herrschten Mitte April 1965 tief winterliche Verhältnisse und wegen der großen Neuschneemengen wurden mehrere Straßen von Lawinen verschüttet. Viele Strecken mussten auch wegen der anhaltenden Lawinengefahr gesperrt werden und auf vielen anderen waren Schneeketten erforderlich. Die Gendarmerie und die Straßendienste waren im Dauereinsatz.
Am Dienstagabend, 20.04.1965, ging die sogenannte „Breitlahnlawine“ von der Südflanke des Wanneckmassivs auf die Reuttener Bundesstraße nieder. Der Straßenverlauf zwischen Nassereith /Roßbach und Obsteig / Aschland war auf einer Länge von 40 Metern und einer Höhe bis zu 14 Meter durch diese gewaltige Lawine verschüttet. Die wichtige Verbindung vom Inntal ins Außerfern war unterbunden. Gott sei Dank kamen keine Personen zu Schaden. Das Baubezirksamt Imst arbeitete mit Kahlbacher Schneefräsen und Schubraupen an der Freimachung der Straße. Schon drei Tage danach konnte der Verkehr wieder rollen.
TT Bericht vom 22.04.1965 Reuttener Bundesstraße durch „Breitlahn“ verschüttet.
TT Bericht vom 24.04.1965 die Straße ist nunmehr wieder für den Verkehr freigegeben
Bericht in der Rundschau Nr. 45 vom 06.11.2024
Weitere dokumentierte Lawinenabgänge:
1909: Ging von der Handschuhspitze eine Lawine nieder, die im Roßbach die Straße vor der Kehre so hoch verschüttete, dass ein Tunnel durch die Schneemassen gegraben werden musste. Um Lichtmess kam der Erzherzog Eugen in einem roten Auto von Innsbruck herauf um sich dieses seltene Naturereignis und den Schneetunnel anzusehe, Zur Rückfahrt war das auto nicht mehr zu starten. Der Wöber Seppele von Holzleiten zog es mit einem Paar Ochsen hinauf in die „Heach“. (So erzählte es Rudolf Unterlechner aus Fronhausen im Jahr 1971, Quelle Mieminger Buch)
1962 ging die „Breitlahnlawine“ ab und der dabei verlorene Bannwald hatte seitdem keine schützende Funktion mehr.
09.02.1970: Abgang der Pleißenlawine auf die Roßbacher Straße auf 30 Meter und 6 Meter Höhe.
06.02.1984: Abgang der Pleißenlawine auf die Roßbacher Straße, nur Wald und Flurschäden, ca. 3.000 Festmeter Schadholz. Auch die Breitlahn- und Hasellahnlawine gingen ab.
02.03.1999: Abgang der Breitlahn- und Hasellahnlawine, große Wald- und Flurschäden. Danach ging die Pleißenlawine ab und überquerte die bereits anderen Lawinenabgänge.
Text und Foto: Chronik Obsteig, weitere Fotos von Otto Kuen, Nassereith aus dem Buch der FF Nassereith „Elementarereignisse in Nassereith von Johann Sterzinger, 2010
herzlichen Dank an Hans J. Kirschner (Nassereith) der uns interessante Details von damals lieferte
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