Märchen und Geschichten aus Obsteig

Des Kaisers Grab!

Dr. Emil Reisick hat bei der Forschung zu seinem Buch über Obsteig
die Sagen vom Kaisergrab erfahren.
Aufgeschrieben im Mai 2019 von Toni Riser

Unweit vom Weiler Wald in Obsteig befindet sich eine freigelegte Grundmoräne, in der Form eines großen Grabhügels, den man in Obsteig  „Des Kaisers Grab“ nennt. In Mötz kennt man diese Stelle als „Steffls Grab“  oder als „Stephansgrab“.

Eine Sage erklärt diesen überdimensional großen, grabhügelartigen Sedimenthügel damit,  dass zur Zeit der Völkerwanderung, also vor 1500 Jahren  das Volk der Goten auf dem Weg nach Italien diesen Urweg von Wald nach Mötz benutzt hat. Stephanos  der historisch unbekannte Gotenfürst soll bei seinem Ritt auf diesem Urweg von hinten von einem Pfeil getroffen worden sein.  An dieser Stelle starb Stephanos der Gotenfürst. Das Volk der Goten begrub ihren teuersten Toten so wie es bei den Goten Sitte, mitsamt seinem Pferd, seiner goldenen Rüstung und seinen Waffen aus Stahl und Gold. Viele Wochen lang trugen die Goten Steine, Kies und Lehm zu einem gewaltigen Grabhügel zusammen. Sie stampften diesen Hügel so fest, dass kein Regen, kein Wind und kein Schnee diesen Hügel abtragen konnte. Doch niemand wusste, wer den tödlichen Pfeil abgeschossen hatte. So belegte der junge Nachfolger dieses Heerführers den Grabhügel mit einem Fluch. Der Mörder möge nach seinem Tode als Geist zu diesem Grabhügel zurückkehren. Er möge  ewige Zeit danach trachten, dass kein Wald oder Gebüsch diesen Hügel je verstecke und so die ewige Erinnerung an den Fürsten und dieses böse Unglück erhalten bleibe. So mancher soll bei Mondschein diesen Geist der Goten über den Hügel huschen gesehen haben um alles Grün auf dem Kaisergrab zu entfernen.

 

Das Stefflsgrab!

 

Eine andere Sage erzählt von einem Fuhrmann namens Stefan, der“ Steffl von Mötz “ genannt, der an dieser Stelle beim Holzschleifen mit seinem Pferd umgekommen sein soll. Dieser Urweg war durch Jahrhunderte der kürzeste Weg für die Holzbringung vom Simmering an die Lente nach Mötz. An der Mötzer Lente wurde das Holz dann zu den Sudhäusern der Saline Hall geflößt oder getriftet. Dieser Steffl hatte viele Neider ob des vielen Holzes, welches er nach Mötz schleifen konnte. Einer dieser Neider soll dem Steffl  an dieser für Mann und Pferd gefährlichsten Stelle aufgelauert haben und mit einem abgerollten Stein das Pferd des Steffl so erschreckt haben, dass dieses den Steffl  und sein ganzes Holzgehänge über den Weg in den Graben riß.  Dabei soll der Steffl ums Leben gekommen sein. Der Steffl wurde damals in Untermieming begraben. Der neidische Nachbar muss seit seinem Tode als Geist über diesen Hügel wachen, solange, bis hundert Jahre lang,  kein Stamm Holz mehr auf diesem Weg zur Lente nach Mötz transportiert  wurde. Damit dürfte der Geist vom Stefflsgrab bald erlöst sein und seine Ruhe finden.

 

 

 

Was sagt die Geologie dazu?

 

Doch warum steht dieser sogenannte Grabhügel wirklich? Tatsächlich wurde durch Jahrhunderte das Holz aus den Wäldern von Obsteig  über diesen Urweg  nach Mötz geschleift. Die Fuhrleute mussten einen Weg finden, diesen für Mann und Pferd gefährlichen steil abfallenden Hang beidseits des Hügels möglichst gefahrlos zu überwinden.  So gruben die Holzknecht und Fuhrleute einen Weg in die Seite dieses Hanges. Der Weg musste die Form eines Grabens haben, damit das zu schleifende Holz nicht den Hang hinunter rollen konnte. Denn das Holz hätte sonst das Zugpferd auch mitgerissen. Die Holzknechte gruben auf beiden Seiten dieses Hügels solche Wege in den Hang. Diese Schleifwege sind noch heute im Gelände erkennbar.

Der Hügel besteht aus einer Grundmoräne der letzten Eiszeit, für dessen ungewöhnliche  Eigenschaften die Obsteiger die Bezeichnung „Sommergfrier“  oder „Luemreisig“ kennen. Diese Bodenart ist steinhart im trockenen Zustand  und lehmig breiig im nassen Zustand. Bäume können auf diesen Boden keine Tiefwurzeln bilden, so rutschte der Waldboden durch Regen immer wieder in die Schleifwege ab, bis in der Mitte dieser imposante Grabhügel  der Grundmoräne stehen bleib. Dieser verbliebene Hügel ist so hart, dass Starkregen an der obersten Schichte alle Erde, Laub, Grassamen und dergleichen immer wieder abschwemmen und so den kahlen „Grabhügel “ des Kaisergrabes  erhalten. Ja und Geister sind bei Nacht Mondlicht oder Nebel einfach oft und gern gesehene Erscheinungen, im Sinne von „es scheint da etwas besonderes zu sein“ und mancher fürchtet sich bei Nacht wirklich.

 

Fazit: Sagen sind  viel schöner ,  viel besser zu erzählen und viel  interessanter als trockene praktische Erklärungen für einen besonderen Ort in unserer Gegend.

Der Autor:  Mir ist es ein Anliegen, Sagen, Geschichten und auch Märchen, die zu Obsteig und zu besonderen Orten unserer Gegend passen, in einfacher Erzählweise festzuhalten, um diese der Nachwelt zu erhalten. Von Zeit zu Zeit wir hier in der Obsteiger Chronik eine Neue zu finden sein.

toni  riser

 

 

 

 

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Quelle: Toni Riser