Obsteig im Naturhistorischen Museum Wien

Fossilfunde in Obsteig am Mahderweg

Im Juli 2020, beim Bau des Mahderweges legte der Bagger ein Ölschieferfelsband frei, welches von der  ehemaligen Steinölbrennerei im Ploder, über oder durch den Arzberg bis in den Lehnberg bekannt ist.  Diese Schicht an bituminösen Meeresablagerungen werden wissenschaftlich „Seefelder Schichten“ genannt.  Im Bereich Seefeld und bei Pertisau wird / wurde diese Steinölschicht bis heute abgebaut und daraus das Steinöl als Grundstoff für Ichthyol gewonnen. Das altgriechische Wort  Ichtyos bedeutet übersetzt Fisch und damit ist die Herkunft dieses Steinöls bereits erklärt.

Auf dem ehemaligen Bergmahd des Stefan Fitsch entdeckte Johannes Riser ein Fossil, das einen Teil eines Fisches erkennen ließ. Mag. Florian Westreicher, Geologe und Mitarbeiter der Universität Innsbruck erkannte den wissenschaftlichen Wert dieses Fundes und  leitete diese Information weiter. Da es an der Uni  Innsbruck kein Paläontologisches Institut gibt, ging diese Info an das Naturhistorische Museum in Wien. Diese baten, die Fundstelle nicht öffentlich zu machen, um so keine unprofessionellen „Schatzgräber“ anzulocken. Inzwischen hat das NHM Wien zweimal an der Fundstelle Grabungen durchgeführt, einige interessante Funde geborgen, einen Teil bereits präpariert und wissenschaftlich aufgearbeitet. Die Funde aus der zweiten Grabung sind noch in Aufarbeitung. Die Grabungen wurden von dem Team des NHM Wien erschöpfend geführt, so dass einer Veröffentlichung der Funde nichts mehr entgegensteht.

Obsteiger Fischfunde fertig präpariert.

220.000.000 Jahre alt

220 Millionen Jahre, ein unvorstellbares Alter haben diese Obsteiger Fischfunde. Wissenschaftler nennen diese Zeit das “ Norium“ im Bereich des 50 Mio Jahre dauernden Erdzeitalter „Trias“. Dieses Erdzeitalter war eine Warmzeit mit einer Durchschnittstemperatur mit 2.5 ° Celsius über der heutigen Temperatur und wurde gestaltet vom Supererdteil Pangaea und dem Thetismeer.

Fischskelett und Schuppenfisch aus Obsteig

Im Trias fand das größte Massensterben der Meerestiere statt. 95 % aller Meereslebewesen fielen diesem Massensterben zum Opfer, welches so rasch vor sich gegangen sein musste, dass die fragilen Fischkörper bis heute in Resten erhalten geblieben sind.  In diesem Thetismeer lagerten diese Fische ab, versteinerten und wurden in der tektonischen Hebung der Alpen an deren Nordseite gehoben. Falls Leser dieser Seiten neugierig geworden sind, empfehlen wir weiters Nachschauen im Internet.

Frau Göhlich zeigt Luise die Mammutfunde aus Österreich

Besuch im NHM Wien.

Am 25. Jänner 2023 wurden wir bei einem Besuch im NHM Wien von Frau Priv.-Doz. Dr. habil. Ursula Göhlich, Kuratorin für Wirbeltierpaläontologie,  freundlichst empfangen und in die Schatzkammern des Museums geführt. Frau Göhlich hat die Ausgrabungen in Obsteig geleitet, und uns mit ihrem Wissen und Informationen wunderbare Stunden geschenkt. Sobald auch der zweite Teil der Grabung, der auch sehr interessant sein soll, wissenschaftlich aufgearbeitet und erforscht ist, wird es ein ausführliches Fundprotokoll aus dem NHM Wien geben. Darüber werden wir auch später berichten.

Tipp: Den besten und sehenswertesten Aufschluß über die geologische Entstehung unserer nördlichen Kalkalpen, vom Meeresboden zum Berg, findet sich am Simmering entlang des Wassersteiges zum Zwischenjoch.

Die bisherigen Fundstellen aus dem Trias, werden wohl mit  „Obsteig“ ergänzt werden müssen!

 

Text: Toni Riser

Bilder: Toni Riser , Thomas Hornung

Infos: Mag. Florian Westreicher, Dr Ursula Göhlich, Dr. Thomas Hornung

 

 

 

 

 

 

 

 

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Quelle: Chronik Obsteig

Orginaldokument: Obsteig im Naturhistorischen Museum Wien