Sechs Wasserwaale, ursprünglich zum Zwecke der Bewässerung der Felder und zur Wasserversorgung von Weilern errichtet, sind in Obsteig zwar nicht mehr gebrauchsfähig erhalten, aber deutlich im Gelände erkennbar.
Ein Waal ist ein vom Menschen angelegter Bewässerungskanal oder -graben, der Wasser, meist aus einem Bach und nur ganz selten aus einem See, zu den oft hiervon sehr weit entfernt gelegenen landwirtschaftlichen Kulturen leitet. Die Bezeichnung ist gebräuchlich unter anderem für die in Tirol/Südtirol zur Bewässerung der Fluren künstlich angelegten Kanäle. (https://de.wikipedia.org/wiki/Waal)
Ähnlich wie im Südtiroler Vinschgau wäre die Nutzung der Waale als Wanderwege auch bei uns mit relativ geringem Aufwand möglich. Die nur sanft ansteigenden, schmalen Wege stellen eine perfekte Ergänzung des hiesigen Tourismus- und Freizeitangebots dar.
https://maps.tirol.gv.at
Aschlander Waal
Der Aschlander Waal diente zur Bewässerung der Aschlander Felder. Der Waal begann am Marienbergbach direkt unter dem kleinen Wasserfall und führte etwa 10 Höhenmeter oberhalb der Ruine der Steinölbrennerei im Ploder vorbei Richtung Aschland. Der Waal hatte eine Länge von ca. 800 Meter. Die ersten 200 Meter im Bereich der Ruine Ploder (Steinölbrennerei) sind teilweise verrutscht.
Der Waal ist noch gut als Weg erkennbar und leicht zu begehen. Er querte den heutigen Fahrweg zum Marienberg und führt bis an den Forstweg oberhalb von Aschland, direkt unter der 380 KV Stromleitung. Dort verschwindet er durch den Weg und ist nach etwa 50 Meter weiter unterhalb des Weges weiter als kleiner Graben erkennbar und endet bei der ehemaligen Bergstation des Lifts.
Oberer Weislander Waal
Der obere Weislander Waal (Kohlplatzwaal) diente zur Wasserführung an den Weislander Kohlplatz und zur Bewässerung der Weislander Felder. Dieser Waal begann etwa 150 Meter hinter der heutigen Lehnbergwegbrücke, führte deutlich erkennbar am Berghang des Arzbergs entlang, ist ganzlängig noch deutlich eingetieft sichtbar, am besten noch an seinem Ende beim Spielplatz am Kohlplatz und dort wo der Waal den Fußweg zum Marienberg quert. Kohlplätze brauchten Wasser zum Befeuchten der Erdabdeckung und zum Löschen kleiner Brände am Kohlemeiler.
Unterer Weislander Waal
Der untere Weislander Waal versorgte den Weiler Weisland mit Wasser. Er verlief die ersten hundertfünfzig Meter gleich mit dem Oberen Waal, trennte sich bei der Weggabelung am Lehnbergweg mit dem Bachweg. Weiter verlief dieser gut sichtbar ein Stück entlang des Lehnbergweges, führte dann entlang des Bergfußes Richtung Weisland. Nach weiteren ca. 150 Meter zweigt der Arzkastner Waal vom Weislander Waal Richtung Osten ab. Der Weislander Waal führte dann gut erkennbar bis zur alten Wegfuhrt und weiter leider verfallen bis an den Feldrand und direkt nach Weisland. Am unteren Weislandwaal besteht ein viel begangener Steig.
Arzkastner Waal
Der Arzkastner Waal diente der Wasserversorgung des Arzkasten und zur Wasserführung an den Arzkastner Kohlplatz, zweigt wie beschrieben beim Waalteiler vom unteren Weislander Waal ab, führt östlich des Kohlplatzes vorbei und verläuft gut erkennbar bis knapp vor die Kapelle in Arzkasten.
Sturlwaal
Der Sturlwaal begann direkt oberhalb der Sturlbachbrücke unterhalb von Arzkasten. Dieser führte wahrscheinlich im Bereich der heutigen Wegböschung weiter, ist dann oberhalb des Sturlwegs noch deutlich erkennbar, wird durch die Schottergrube unterbrochen und ist weiter östlich oberhalb einer markanten Buche am Weg zum Dreistadelmahd wieder deutlich sichtbar und diente offensichtlich zur Bewässerung der Galtmähder in der Sturl.
Mooswaldwaal
Der Mooswaldwaal ist westlich des Sturlbachs etwa 250 Meter unterhalb der Sturlbachbrücke als Einschnitt Richtung oberer Mooswald noch deutlich zu erkennen.Dieser Waal führt ca. 500 Meter im Mooswald weiter, westlich am Kreidmahd vorbei. Der Zweck dieses Waals ist nicht mehr offensichtlich erkennbar, weil dieser in den Föhrenwald führt und endet. Am wahrscheinlichsten ist, dass dieser Waal zu Tränke der Kühe auf der Heimweide angelegt wurde.
Im Tiroler Landesarchiv findet sich dazu Folgendes:
Im Jahre 1676 klagt die Gemeinde Mötz die Nachbarn zu Obsteig, weil diese einen Wasserwaal vom Sturlbach in den Mooswald neu gegraben hatten und damit ihnen im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgegraben hatten. Der Richter Johann Rudolf Schmid in Petersberg führte einen Vergleich herbei und entschied: „Mötz wird der Besitz und Genuß des Mühl- und Wässerwassers unverändert zugesprochen. Doch soll Mötz aus gutem Willen, weil es mit Obsteig bei der Steuer und bei der Weide- und Holznutzung eine Interessentschaft bildet, ab dem St. Veitstag (15. Juni) den Obsteigern dieses Wasser überlassen, unter der Bedingung, dass die Obsteiger keinen weiteren Waal aufwerfen dürfen.“ Die Einhaltung dieses Vergleiches geloben: Von Mötz der Müller Hans Schaz, Isidor Kleubenschödl, Geoerg Hepperger, Matheis Schaber und Jakob Föger, von Obsteig der Wirt Hans Mader, Oswald und Thomas Gassler, Peter Föger, Peter Hyrn, Balthasar und Mathias Randolph, Konrad und Alois Thaler und Josef Achtzechner.
(Tiroler Landesarchiv Nr. 18/1676 Aug. 27)
Der Weislander und Aschlander Waal waren bis zum Bau der Wasserleitung (1945 – 1948) vom Lehnberg in Betrieb. Alle anderen Weiler versorgten sich aus nahen Quellen und Entwässerungen. Meist wurden Gemeinschaftsbrunnen mittels Holzrohren gespeist. Der Finsterfiechter Brunnen von der Thalmahdquelle, Wald und Thal aus der Möslequelle unterhalb dem Simeskappele, die Unterstraße von der Quelle beim Sturlbassin, die Oberstraß aus dem Walderiedmoos, der Gablbrunnen auch aus der Waldried, der Stachesbrunnen aus der Stachesquelle und Gschwendt aus ihrer heute noch bestehenden eigenen Wasserversorgung aus dem……………..
Eine Besonderheit war der Brunnen beim Tschalper (Falkner) in der Oberstrass. Dieser wurde mittels Holzrohren vom Buenmoos (Breitmoos) herab gespeist. Am oberen Brunnen konnte mittels eines drehbaren Aufsatzes auf der Brunnensäule das Wasser in den dortigen Brunnen oder aber in den unteren Brunnen gelenkt werden. Bei Wasserknappheit kehrte noch Johann Riser mehr Wasser in den Weislander Waal. Dies verbesserte nach zwei Tagen die Wasserschüttung am Buenmoos.
Ein Brunnenbuch um 1900, geführt von Franz Gassler (Schneggenhausen ) über die Bereitstellung von hölzernen Brunnenrohren für die Unterstrass ist im Archiv der Chronik Obsteig aus dem Privatarchiv des Riserhofs erhalten.
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