Die Kapelle steht am Südrand des Weilers im Schatten einer riesigen Linde, die wegen ihrer Schönheit und ihres Alters zum Naturdenkmal erklärt worden ist.
Der Weiler Wald war ehemals der größte unserer Gemeinde und die alten behäbigen Bauernhöfe zeugen von einer gewissen Wohlhabenheit schon zu früheren Zeiten. Es war z.B. Eberhard von Wald, der im Jahr 1383 die Pfarre Untermieming mit einer Frühmesstiftung ausstattete und zur Absicherung der Stiftung mehrere Güter im Ötztal, Pitztal , in Imst und Dormitz anführte. Der heutige Xanderhof war das berühmte „Langhanssengut“ schon im 16. Jahrhundert. Die Holzhändlerfamilie Hirn, die über Generationen Besitzer von Burg Klamm war, stammte aus Wald. Es gibt daher eine gewisse Rechtfertigung für die Annahme, dass dieser Weiler schon sehr früh eine Kapelle besessen hat.
Über diese Kapelle erzählt eine mündliche Überlieferung : Von Mötz herauf führte ein sehr stark frequentierter Weg über Wald nach Obsteig. Besonders viel begangen wurde er, nachdem durch das Oberinntal die Eisenbahn gebaut worden war, denn die Mötzer Haltestelle wurde auch von den Obsteigern benützt. Der Weg führte über den Fieberbach und das „Kaisers Grab“ nach Wald.
Da hatten die Wanderer ein unheimliches Erlebnis. Ab dem Fieberbach wurden sie von einem Unsichtbaren begleitet. Man spürte seine Nähe direkt körperlich, aber sooft man sich auch umsah, man konnte nie jemanden sehen. Ging man aber weiter, war er stets wieder dabei. Das trieb einem den Schweiß aus den Poren und versetzte die Menschen in panische Angst. Sie gingen schneller und schneller und hetzten und stolperten schließlich immer hastiger in Richtung Wald. Erreichten sie aber die Kapelle, dann löste sich der Spuk schlagartig auf und die Angst fiel von ihnen ab wie eine ungeheure Last. Mancher aber hatte danach graue Haare, doch niemand wollte gerne über sein Erlebnis reden.
Heute wird dieser Fußweg kaum mehr benutzt.
Die Kapelle von Wald dürfte ihre heutige Gestalt etwa seit dem 17. Jahrhundert haben. Sie ist ein langgezogener Bau ( 7,60×4,70 m ), mit 3/8 – Abschluss. Auf dem Satteldach steht ein Dachreiter mit einer Glocke. Im Langhaus und im Chor je zwei Rundbogenfenster (120 cm hoch), neben der 194 cm hohen Rundbogentür je ein Rundfenster mit 25 cm Durchmesser. Im Inneren ein Triumphbogen und Kreuzgratgewölbe im Chor sowie im Langhaus, jeweils mit Abschlusstein.
Der Altar ist barock mit gedrehten Säulen und korinthischen Kapitellen. Das Altarbild, gez. von „Theres Augl. 1858″ (113×76 cm) stellt den Besuch Marias bei Elisabeth im Haus des Zacharias dar. ,, Maria aber machte sich in diesen Tagen auf und ging eilends in das Gebirge in eine Stadt Judas. Sie trat in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, da hüpfte das Kind in ihrem Leib, und Elisabeth wurde erfüllt von Heiligem Geist, erhob laut ihre Stimme und rief:
„Gebenedeit bist du unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. Woher geschieht mir dies, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Luk. 1, 39-43).
Das Fest Maria Heimsuchung wird am 2. Juli gefeiert und ist auch das Patrozinium dieser Kapelle. Während das Altarbild sicher um vieles jünger als der Altarbau selbst ist, könnte das Aufsatzbild aus der Bauzeit des Altares stammen. Es stellt den Pestheiligen St. Rochus mit Hund und zwei Engeln dar. Der Hund zählt wie die Pestbeule zu den Attributen des Heiligen. Rochus ist ein beliebter Kapellenheiliger in Tirol. (Genaueres bei der Kapelle von Aschland.)
An der linken Seite hängt ein Glasschrein (100×70 cm) mit den Figuren Anna und Maria, sowie eine Hinterglasmalerei „ St. Joseph in Obsteig „(27×19 cm). Auf der rechten Seite steht ein sehr schönes Vortragskreuz, der Korpus misst 57 cm. Die Einrichtung wird vervollständigt durch eine Immaculata aus Gips (65 cm) und sehr wertvolle Kreuzwegstationen, deren Bilder 30×24 cm messen.
Die Kapelle ist in relativ gutem Zustand. Weil sie vor schon über 30 Jahren das letzte Mal restauriert worden ist, sieht sie nicht gerade mehr neu aus, aber baulich sichernde Maßnahmen sind derzeit keine notwendig.
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