Zum Nachdenken – 100 Jahre Tiroler Bauernbund (5. Juni 1904 -2004)
Vor 100 Jahren war Tirol noch fast ausschließlich landwirtschaftlich geprägt und es gibt auch heute noch kaum einen Tiroler, der nicht auf bäuerliche Wurzeln zurückblicken kann.
Im Oberland der Stammhof meist klein, karg, doch selbstversorgend mit Hilfe eines geringen Zuverdienstes, im Unterland größer und weitläufiger strukturiert, ist die Landwirtschaft mehr als nur ein geringer Wirtschaftsfaktor für das Land, wenn auch der Tourismus in Hinblick auf finanzielle Zahlen mehr einbringen mag. Doch ohne Landwirtschaft ist der Tourismus nicht denkbar.
Die Tiroler Bauern ( 19.000 Stammmitglieder, dabei sind die Bäuerinnen nicht mitgezählt) tragen für 90% der Landesfläche die Verantwortung, 40% davon betragen die 4.300 Almen, weitere 40% sind Wald, zum Teil unverzichtbarer Schutzwald. Der Rest sind intensiv oder extensiv genutzte Ertragsböden.
Die Tiroler Kulturlandschaft, wie sie uns heute begegnet und auch ein großes Kapital für den Tourismus darstellt, stammt im wesentlichen aus der Zeit vor etwa 700 Jahren ( Zweiter Landesausbau ) und wurde bis in unsere Tage von zahlreichen Bauerngenerationen gepflegt. Auch für die dörfliche Kultur mit vielfältigem Brauchtum, Ortsbildpflege und sozialen Netzen zeichnet vielfach der Bauernstand verantwortlich. Hier findet auch die junge Generation, die Jungbauernschaft/Landjugend ( 18.000 Mitglieder) ein breites Betätigungsfeld. Der Bauernbund (ohne Jungbauernschaft) hat in Obsteig derzeit 39 Mitglieder.
Die Gründung des Bundes vor 100 Jahren geschah aus einer gewissen Existenzangst der bäuerlichen Bevölkerung und war damals politisch und kirchlich nicht unumstritten. Heute ist der Bauernbund einer der Bünde der Österreichischen Volkspartei.