Dr. Emil Reisick
50 Jahre seine Bücher „Der Raum von Obsteig am Mieminger Plateau und seine Umrandung“
50 Jahre Gast in Obsteig, gerne beim Gasthof „Stern“ und stellte dort seine Bücher vor.
Damals, vor mehr als einem halben Jahrhundert zog alljährlich ein schrullig wirkender Feriengast im „Raum von Obsteig am Mieminger Plateau“ umher. Vollbärtig, gekleidet mit einem abgetragenen grauen Anzug, breitkrempigem Hut und Wanderschuhen. Bewaffnet mit einem schwarzen Regenschirm (Sonnenschirm), seinem Notizbuch und seiner Kamera. Selbst im allwissenden Internet ist Prof. Dr. Emil Reisick aus Wien unauffindbar.
In einem Nachruf von Prof. Hc. Erich Woldan, einem Privatgelehrten und Zeitgenossen, dass Professor Dr. Emil Reisick an der Handelsakademie in Wien Wirtschaftswissenschaft unterrichtet habe und 1981 im April 78-jährig verstorben sei. Erich Woldan weist u.a. auf sein besonderes Forschungsgebiet am westlichen Teil des Mieminger Plateaus in Nordtirol hin, wo Dr. Emil Reisick seine Urlaube verbrachte.
Dr. Reisick hätte zu Lebzeiten über diesen Nachruf formuliert: „Es sei darauf hingewiesen, dass im selben Bericht einmal Dr. Ernst Reisick und dann wieder Dr. Emil Reisick geschrieben wurde, wobei nach dem Inhalt des Berichts der korrekte Name Dr. Emil Reisick zutreffend sein müsste“.
Dr. E. Reisick hat uns Obsteiger*innen mit seinen vier Büchern
„Der Raum von Obsteig am Mieminger Plateau und seine Umrandung“
einen wahren Schatz an Wissen und historischer Dokumentation hinterlassen und geschenkt. Sämtliche Häuser und Almgebäude hat Dr. E. Reisick fotografiert. Die Geologie des Plateaus fotografiert und beschrieben, die Bäche und Brücken, die Lärchen und Marchstecken in seinen Bildbänden dokumentiert. Unermüdlich hat Dr. E. Reisick Urkunden aus dem Landesarchiv, dem Staatsarchiv, dem Statistischen Zentralamt, dem Institut der Geografischen Gesellschaft und vielen anderen Quellen erhoben und durchforstet. Aus dem Aufbau der vier Buchwerke zu schließen war Dr. E. Reisick Sprachwissenschaftler, Geologe, Archivar, Geschichtsforscher usw. Sein ausführliches Literaturverzeichnis möge auch als Beweis für seine unermüdliche Suche nach Hinweisen zu Obsteig belegen. Sein Hang zur Sprachwissenschaft ist daran erkennbar, dass für ihn nicht so sehr der Inhalt alter Urkunden bedeutsam war, sondern vielmehr die unterschiedlichen Schreibweisen von Ortsnamen z.B. Obstaig, Obgestaig, Obsteig, Astland, Aschland, Weisland, Weißland, Gschwendt, Geschwende und dergleichen oft im selben Dokument.
Vermerke in seinem Vorwort lassen erkennen, dass Dr. Emil Reisick 1927 zum ersten mal in Obsteig auf Urlaub war. Dr. Emil Reisick schreibt im Vorwort unter anderem: Die für den Text- und Bildband herangezogenen Beobachtungen und Erfahrungen bzw. Ergebnisse angestellter Untersuchungen erstrecken sich auf den Zeitraum 1927 – 1972! Wien im Herbst 1972 – Dr. E. Reisick.“
Bereits vor Drucklegung des Textteiles war er von der Gemeinde mit einem Gemälde „Blick auf die Grünsteinscharte“ des Mieminger Künstlers E. Schuchter für seine 40 Jahre Urlaub in Obsteig geehrt worden. Sein letzter Urlaub in Obsteig war ende der 70er Jahre und seine letzten Besuche im Tiroler Landesarchiv waren im Oktober 1972. Dr. E. Reisick hat in Wien mehrere Vorträge und Ausstellungen über Obsteig abgehalten und dafür in der Volkshochschule Margarethen den Linolschnitt mit Obsteiger Waldmarken erhalten. Mit dem Linolschnitt hat Dr. E. Reisick die Titelseiten des Text- und Bildteiles geziert. Das Gemälde von E. Schuchter haben wir als Beitragsbild verwendet.
Im relativ hohen Alter kam er mit einem Simca in Obsteig angefahren. Seine Fahrkünste wurden selbst in Obsteig berühmt. Wie Dr. E. Reisick in Wien eine Fahrprüfung bestehen konnte und seinen Simca unfallfrei bis Obsteig fahren konnte, war den Obsteigern unerklärlich. Jedenfalls parkte Dr. E. Reisick seinen Pkw am Lehnbergweg glücklich über den Wegrand hinaus und brauchte einige Hilfe, um das Auto vor dem Absturz zu sichern. Zeitzeugen berichten, dass kaum jemand sich ein zweites Mal von Dr. Reisick chauffieren ließ.
Sein bevorzugtes Gastlokal war der „Stern“ und die Kochkünste der Wirtin Adele Föger. Über so manchen Streich, den die Vermieter und das Personal des „Stern“ dem schrulligen Professor spielten, sei hier nicht schriftlich berichtet. Sein erstes Domizil zur Sommerfrische war das alte Tröberhaus. Gewohnt hat er auch beim Postmeister, bei Hannelore Schweigl und im Haus Schaber Josef (Anderler Pepi – Oberstrass 208).
Dazu die eigenen Bilder von Dr. Emil Reisick aus seinem Bilderband.
In der Tiroler Tageszeitung vom 07.08.1973, Nr. 181, wurde über die Ehrung des Sommergastes Professer Dr. Emil Reisick mit einer Ehrenmedaille vom Tourismusverband Obsteig berichtet. Weiters wurde auch über die Veröffentlichung seiner beiden Werke (zwei Obsteiger Bücher, Text- und Bildband) und über seine Beharrlichkeit, die Geschichte der Gemeinde Obsteig zu erforschen, geschrieben.
In den 2000er Jahren erhielt die Gemeinde Obsteig von der Druckerei FA. O. Lugert, Wien 15 einen Anruf, dass in ihrem Lager noch eine größere Menge an Büchern des Dr. Emil Reisick vorgefunden wurden, mit der Frage, was damit geschehen solle. Der Vorschlag, die Bücher gegen Ersatz der Frachtkosten an die Gemeinde zu senden wurde von der Gemeinde gerne angenommen.
Auffallend ist im Nachhinein, dass Dr. Reisick die sakralen Bauwerke in und um Obsteig nur eher nebenbei behandelt hat und auch die Archive der Pfarre Obsteig in seine Recherchen nicht einbezogen hat.
Unermüdlich hat Dr. Emil Reisick das Mieminger Plateau erwandert und dokumentiert. Bergsteigen war aber nicht das Seine. Deshalb hat er zum Beschreiben der Gipfel den Alpenvereinsführer „Wetterstein und die Mieminger Kette“, verfasst von Siegfried Aeberli, dem langjährigen Volksschullehrer in Weisland und Obsteig, verwendet und zitiert.
Professor Dr. Emil Reisick hat mit seinen Büchern der Gemeinde Obsteig einen unschätzbaren Fundus an Hinweisen auf alte Urkunden, an Literaturhinweisen, aber besonders an alten Fotografien, Aufzeichnungen über Wetter, Temperatur, Niederschläge, Geologie, Bürgermeister, Lehrer, Feuerwehr usw. usw. hinterlassen.
DANKE Dr. Emil Reisick!
Wir Danken für die weiteren Informationen:
Herta Schaller, die ehemalige Gemeindesekretärin und Bezugsperson für seine vielseitigen Anfragen konnte uns helfen. Professor Dr. Emil Reisick wurde am 09.03.1903 geboren und hat in der Lerchenfelder Straße 148 in Wien 8 gewohnt. So hat sich sein Geburtstag in diesem Monat zum 120sten Mal gejährt.
Von Barbara Kneringer konnten wir erfahren, dass Josef Wilhelm mit seinem PKW den Transport des Restbestandes der Bücher aus Wien zur Gemeinde Obsteig übernahm. Danke für die Info!
Wir bitten um weitere Informationen, besonders um Bilder zu Dr. Reisick. Wir würden gerne noch diesen Beitrag damit ergänzen.
Für das Chronikteam
toni
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