Die alte Schule in Weisland.

Chr-Obsteig-1970-Weisland Schule / Thaler Hildegard. Weisland 55 (Bucher Franz/Valtiner Johann und Waltraud) und Schulhaus Weisland 56 am 04.April 1966. Im Hintergrund das neu erbaute Wirtschaftsgebäude des Fitsch Gebhard.

Die Weislander Schule bestand seit der allgemeinen Schulpflicht in Österreich 1774 bis zum Jahre 1968. Bis 1921 war die Weislander Schule  Expositur der Schule Obsteig. Der Unterricht wurde meist von „des Lesens, Rechnens und Schreibens“ kundigen Personen erteilt. Die Schüler mussten sich am Ende eines Schuljahres einer Prüfung durch die Obsteiger Schule stellen, wobei laut Schulchronik das Wissen und Können der Weislander Schüler meist als gut und ausreichend beurkundet werden konnte.

Der erste bekannte Lehrer in Weisland war Michael André, der täglich von der Oberstraß aus den Fußweg nach Weisland zum Unterricht antrat. Sein von der Bayrischen Regierung eingesetzter Nachfolger Joseph Tegler hatte sich anscheinend nicht sehr beliebt gemacht hatte und verließ 1816 die Schule in Weisland.

Darauf hin schrieb der Lokalkaplan Ludwig Riedl an das Landgericht Silz zur Schule in Weisland unter anderem sinngemäß:  Es wäre wünschenswert, wenn für die Schule Weisland ein tauglicher geprüfter Lehrer angestellt werden könnte. Dies  ist natürlich bei einem zu erwartenden Einkommen von 32 Gulden 48 Kreuzern schwer möglich, nachdem durch die Abgeschiedenheit des aus drei Häusern bestehenden Ortes Weisland kein Nebenverdienst durch Kirchenmusik oder dergleichen erzielbar ist. Zudem gibt es keine eigene Lehrerwohnung und sind auch die Gemeinsleute selbst dürftig, sodass diese sich nur einen kümmerlichen Schulgroschen leisten können. Die Gemeinde schlägt daher vor, den Herrn Balthasar Schaller, in dessen Wohnung sich das Schulzimmer befindet mit dem Lehramte zu betrauen . . . . . . . .

Obstaig, den 16. Juny 1816, Ludwig Riedl, Lokal Kaplan und Lokal Schulinspektor.

Balthasar Schaller wurde angestellt und versah den Schuldienst bis zu seinem Tode 1823.

Nachdem später einer der Lehrer anscheinend seinen Unterricht nicht sehr genau nahm und aus diesem Grund der Schulaufseher aus Weisland sein Amt niederlegte, begann sich auch die Schulbehörde ein wenig genauer mit der Schule Weisland zu befassen. Der betroffene Lehrer wurde seines Amtes enthoben und weiters im Jahre 1859 bei einer Inspektion der Bezirkshauptmannschaft Imst auch Mängel festgestellt. In einem Schreiben an die Gemeinde Obsteig wurde bemängelt, dass im Schulzimmer zu Weisland  keine Winterfenster seien, deshalb der Raum zugluftig sei und eine Außenwand im Winter so feucht sei,  dass die daran sitzenden Kinder direkt nass würden. Diese Mängel seien unverzüglich zu beheben oder ein anderes geeignetes Schulzimmer zu suchen.

Die Gemeinde wurde im Haus des Johann Pirktl fündig und mietete dessen Stube am 2. August 1860 für fünf Jahre mit der Bedingung, dass ein tauglicher Abort zu richten sei und die Stube bis Schulbeginn frei und gereinigt sein müsse. Als Miete wurde vereinbart, dass dem Vermieter von jedem  Haus im Oberviertl ein Schulzwölfer (jährlichen 12 Kreuzer) zustehe.

Nach zwei Jahren beklagte der Vermieter, dass der Schulzwölfer von mehreren Parteien nicht bezahlt sei und er deshalb die Miete kündigen wolle. Das K.K. Bezirksamt Silz erkannte dazu: Die Gemeinde Vorstehung von Obsteig wird bei Vermeidung einer Geldstrafe von 10 fl. ö. W. beauftragt, dem Johann Pirktl  in Weißland in dessen Behausung sich das gemiethete Schulzimmer befindet, die wenigen ausständigen Schulzwölfer sogleich aus der Gemeindekasse  gegen Vorbehalt des Regresses an die zahlungspflichtigen Parteien zu bezahlen und zugleich dem Johann Pirktl der Auftrag zu ertheilen, daß er gleichfalls bei Vermeidung einer Geldstrafe von 10 fl. das vertragsmässig gemietete Schulzimmer zur Haltung der Schule zu eröffnen habe.

K.K. Bezirksamt Silz, am 18. November 1863

Schließlich entschloss sich 1865 die Gemeinde Obsteig ein Schulhäuschen im Weisland zu errichten. In dieser kleinen Weislander Schule wurden fortan die Kinder aus Holzleithen, Aschland, Weisland, Arzkasten und der Scheibe unterrichtet. Allzu lange hielten die Weislander Lehrerinnen und Lehrer jedoch nicht aus. So konnten 35 Lehrpersonen von Ortschronist Hubert Stecher ausfindig gemacht werden, die in Weisland unterrichteten.

Am 1.Oktober 1921 wurde Weisland per Dekret zur eigenständigen „systemmäßigen“ Schule erhoben. Am 23. Jänner 1952 konnten Lehrer und Kinder in das neue Oberviertler Schulhaus in Holzleithen einziehen. Ab Herbst 1969 wurden dann die Oberviertler Schüler per Schulbus nach Obsteig zur Volksschule gebracht. Die Oberviertler Volksschule beherbergt seit 1982 den Obsteiger Kindergarten.

Die kleine Weislander Schule diente noch einige Zeit als Notunterkunft für bedürftige Bewohner. Die letzten waren Regina und Franz Schmid, die vorher in der baufälligen ehemaligen Steinölbrennerei im Ploder wohnten. Erst nach dem Tod von Regina Schmid, bekannt unter dem Namen „Ploder Gene“ wurde das Schulhäuschen als letztes Haus des „Alten Weisland“ abgerissen.

Weisland und seine Geschichte

1288     Urbar des Grafen Meinhard II. von Tirol:  Zwei Schwaigen zu „Wislan“, zinsen dem Landesfürsten Käse . . . . .

1322      Den oberen Hof  zu „Weizlaun“ überließ die Herrschaft Petersperg dem Uly und seiner Mazze unter der Bedingung, dass diese Beiden an ihre Tochter Else übergeben, sobald diese mit Heinrich, dem Sohn des früheren Besitzers verehelicht sei. (Mazze war eine Abkürzung des althochdeutschen Namens Machthild, heute noch als Mechthild in Gebrauch. Quelle: Hans Moser, Tiroler Dialekte)

1500      Jagdbuch Kaiser Maximilian I.  “ Sant Mariaperg und Lönperg“, wo man das Wild gen  „Weyslannd“ hetzt. Da richt man Netz und Sail. Das ist ein gutz Hirschgejaid. Denn das Wiltpret nahent an die Schützen lauffet und gut sichtig ist.

1675      Montan und Schurfbaue Tirols: Die Erzvorkommen am Gamswanner und dem Grünstein waren erschöpft und wurden 1675 aufgelassen. Die dazu gehörige Hütte war in der Gegend von „Weißland“ (Arzkasten?). Der Erzabbau am „Gamswanner“ ist in den alten Urkunden der Gewerke „Silberleithe in Biberwier“, welche noch bis zum Jahre 1921 in Betrieb waren, erwähnt.

1732      Kapelle in Weisland: Diese Jahrzahl zierte die alte Kapelle von Weisland.

1734      Waldaufteilung Aschland – Weisland. Auffallend wurden Aschlander Teilwälder, Weislander Teilwälder und am gemeinsamen Wald Aschlander und Weislander  Teilwälder aufgeteilt. Was die spätere Bildung von 3 getrennten Agrargemeinschaften zur Folge hatte. Interessant ist dabei, dass zwar die Kapelle von Arzkasten bereits bestand, aber bei der Waldaufteilung die beiden Höfe in Arzkasten nicht aufscheinen und daher auch nicht mit Teilwäldern versehen sind.

1776      wurde in Weisland (Arzkasten wurde damals zu Weisland gezählt) ein Neubau errrichtet. Mit diesem Haus Nr. 53 erscheint 1847 Anton Schuler als Anmelder von Holzbezug auf. Dieser Holzbezug war damals ein sogenannter „Gnadenholzbezug“ beim Aerarischen Wald (Staatswald). Nachdem dieser Holzbezug als Ersitzung bei der Forsteigentumspurifikation 1848 rechtlich bestand, aber ohne Teilwaldzuteilung (1734) war, wurde die Einforstung im Lehnbergwald zugesprochen. (Siehe Chronik Obsteig, 2.Jänner 2021 „OBSTEIGER GEMEINDEWALD“). Haus Nr. 53 kann mit dem heutigen Gasthaus Arzkasten verortet werden.

1791      entstand  in Weisland ein weiterer Neubau. Mit diesem Haus Nr. 52 erscheint 1847 Isidor  Schatz als Anmelder für den Holzbezug. (Siehe vorgehenden Absatz 1776). Dieses Haus Nr. 52 ist das Haus Kostenzer in Arzkasten.

1815      Stierwald: Dem Sebastian Gapp zu Weisland wird das Teilwaldnutzungsrecht auf  GP 3146 – 3148 eingeräumt, mit der Verpflichtung, den Herdstier (Zuchtstier) zu halten, das Meßneramt in der Kapelle zu übernehmen und während des Rosenkranzes die Kerzen zu stellen.

1826      Weisland bestand aus 7 Häusern, 11 Familien und 49 Bewohnern.

1833      Einquartierung der Grenzwachmannschaft: Alois Hosp zu Holzleithen vermietet ein großes heizbares Zimmer, eine Küche und einen Keller, wegen der Unterbringung der dermalen in Weisland postierten Grenzwachmannschaft um 18 Gulden W.W.  Was war der Grund für eine Stationierung der Grenzmannschaft? Die Schweiz schrammte gerade knapp an einem Bürgerkrieg zwischen „Liberalen“, “ Radikalen“ und  „Konservativen“ vorbei (Regenerationszeit 1830 – 1848). Die „Lieben Nachbarn“ in Frankreich, Deutschland und Österreich glaubten, vielleicht eingreifen zu müssen, oder zu wollen, um ihren Teil der Schweiz zu „befrieden“. Deshalb konzentrierten die lieben Nachbarn ihre Truppen an der Grenze zur Schweiz. Österreich verlegte das  k.k. Grenzwachregiment N° 9  nach Vorarlberg, das Grenzwachregiment  N° 4 ins Tiroler Oberland und das Dragonerregiment N° 4 in das obere Inntal (Geschichte des stehenden Heeres in Tirol 1813 – 1848 von Oswald Gschließer).

1847      Weislander Familien: Schaber Josef, Josef Pirktl, Josef Rieser, Josef Gapp, Wenedikt Gapp, Josef Schaller, die Arzkastner Familien von Isidor Schatz und Anton Schuler (Arzkasten wurde damals zu Weisland gezählt), meldeten bei der Gemeinde ihre Forstproduktenanhälte an. Nachfolger dieser Einrichtung ist die heutige Forsttagsatzung der Gemeinde. (Forstproduktenanmeldung bei der Gemeinde Obsteig – Privatarchiv Riserhof)

1848      Forsteigentumspurifikation. Das Gemeindswaldele Gänsbüchel, Untersteinig, Unterstockach, Oberstockig und Pechrain werden als Privateigentum der Parzelle Weisland anerkannt.

1862      Der Schulzwölfer: Von den Behausungen in Weisland, Aschland, Holzleithen und Arzkasten schulden noch 6 Hausbesitzer den Schulzwölfer für die Bereitstellung des Schullokales an Johann Pirktl für die vergangenen zwei Jahre. Das k.k. Bezirksamt Silz erteilt der Gemeinde den Auftrag, den ausstehenden Schulzwölfer von 2 Gulden 26 Kreuzer Vorschussweise an Johann Pirktl zu bezahlen.

1870      Weisland zählte 8 Hausnummern/Familien und 39 Bewohner.

1885     Bau der Hilfsschule Weisland?

1890      Die Gemeinde Obsteig bestellt Joseph Hosp zum Schulaufseher von Weisland.

1902      Der Gemeindevorstand erhöht die Remuneration (Jahresgehalt) für die Lehrerin der Schule Weisland von 160 Kronen auf 300 Kronen jährlich.

1904      Frl. Aloisia Lung, Lehrerin in Weisland, wird auf Grundlage ihres Einkommens von 300 Kronen plus der Wohnung mit 50 Kronen zu einer Abgabe von 7 Kr. 50 Heller für die Verleihung der Lehrerstelle verpflichtet (Einkommensteuer).

1905      Die „Weislander“ erheben Einspruch gegen den Bau einer Lehrerwohnung, weil der Baubeginn im September zu spät, und die geplante Wohnung zu schattig sei. Josef Steger vom Bezirksschulrat Imst schließt sich dieser Meinung an und hofft „nichtamtlich“ auf eine Lösung, mit der alle Beteiligten einverstanden wären.

1919      Die Weislander Eigentümer ändern einvernehmlich den Vertrag von 1815 zum Stierwald, indem sie den August Krug von der Verpflichtung der Stierhaltung und des Kapellendienstes entbinden und dafür das Holznutzungsrecht im Stierwald wieder  gemeinschaftlich ausüben werden.

1952      Die Gemeinde Obsteig hat eine neue Schule zwischen Weisland und Holzleithen erbaut. Erster Lehrer der neuen Schule von Weisland war Siegfried Aeberli.

1959      Anhaltender Starkregen mit einem Tagesmaximum am 13. Juni von 38 l/m²  in Obsteig ließ den Marienbergbach so anschwellen, dass dieser die Ploderbrücke mitriss und beim Roßbach die Bundesstrasse unterspülte und wegschwemmte. Der 1958 neu erbaute Aschlander Weg wurde bei Weisland durch Erdrutsche zerstört.

1961      Grundzusammenlegung Obsteig – Ersichtlichmachung im Grundbuch

1961      Franz und Regina Schmid (Ploder Gejne) zogen als letzte Bewohner in das alte Weislander Schulhaus ein.

1963      Neubau der Höfe in Weisland: Begonnen haben  Ernst und Erika Schaller, sowie Gebhard und Hilde Fitsch, dann Waltraud und Hans Valtiner und zuletzt Norbert und Willhelm Schaller.

1985      Neue Kapelle zur Maria Himmelfahrt. Mit der Errichtung und Einweihung der neuen Kapelle von Weisland mit dem neuen Dorfbrunnen war die Grundzusammenlegung Obsteig faktisch abgeschlossen und über das mehr als 700 Jahre alte, historische Weisland endgültig „Gras gewachsen“.

 

Quellen: Tiroler Landesarchiv, Buch Dr. Emil Reisik, Burg Klamm – Kretzdorn, Burg Klamm – Hubert Stecher, Privatarchiv Riserhof,  Archiv Agg. Weisland, FF Obsteig, Montangeschichte – Biberwier, Heeresgeschichte – Gschließer. Klaus Rieser, Herbert Krug.

Zusammengestellt im Mai 2020 von Toni Riser.

Chr-Obsteig-0107 / Emma Kostenzer
Vor der Schule in Weisland 56. Die Lehrerin könnte Paula Holzknecht (Schuljahr 1939), Anna Neururer (1939-1941) oder Marianne Winterberger (1941-1942) sein. Auf dem Klassenfoto sollen Schaller Margaret (geb. 1930) verh. Erhart, Wilhelm Leopoldine (geb. 1929) verh. Stoll und Schaller Andrä (geb. 1928) zu sehen sein. Wer erkennt noch jemanden?

Das Chronikteam Obsteig ersucht die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Weisländer und später der Holzleitner Schule um alte Fotos, Berichte und Anekdoten aus ihrer Schulzeit oder ihren Familienfundus, um diese mit Einverständnis der Beteiligten dem Chronik Beitrag „Weislander Schule“ beizufügen.

per @ an: chronik@obsteig.gv.at

 

 

Ploder

Und noch eine Bitte: Wir finden keine Hinweise zur Steinölbrennerei im Ploder! Wer dazu etwas weiß, bitte melden.

 

 

 

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Quelle: Chronik Obsteig