Der Tiroler Dr. Christoph Höbenreich hat bereits manche Unternehmen gestartet, die ihn an die körperlichen Grenzen brachten. Er arbeitet in der Tiroler Landesregierung in der Sportabteilung.
Für 2005 setzte er sich das große Ziel, auf den Spuren der österreich-ungarischen Expedition von 1873/74 durch das Franz Josephs Land zu reisen. Diese nördlichste Inselgruppe Eurasiens wurde während einer Forschungsreise von Julius Payer und Carl Weyprecht mit dem Schiff „Admiral Tegetthoff“ damals zufällig entdeckt. Sie war das letzte Festland der Erde, das bis dahin unentdeckt war.
Höbenreich fand im Reisefotografen und Alpinisten Robert Mühltaler einen zuverlässigen Partner. Mit von der Partie waren die zwei Russen Victor Bojarsky und Nikita Ovsianikov. Das ganze Unternehmen geschah unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Heinz Fischer und des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Archipel ist seit 1926 nämlich russisches Sperrgebiet.
Für Obsteig ist das Unternehmen insofern interessant, als dass der Großvater von Herta Haller, Johann Haller, 1872/74 Teilnehmer an der österreichischen Expedition war. Haller stammte aus St. Leonhard im Passeier und war mit Julius Payer bekannt. Nach der Expedition wurde Haller Staatsförster in Obsteig, die Familie ist heute noch hier ansässig.
In der Ortschronik entstand im Jahr 1996 ein Buch über Haller, das seine Tagebucheintragungen während der Reise beinhaltet. Höbenreich hatte die Reiseroute zwar minutiös durchgeplant, berichtete nach der Fahrt jedoch, er habe sie nach dem Durchlesen des Tagebuchs trotzdem geringfügig abgeändert. Die Erfahrungen Hallers kamen also auch ihm zugute.
Am 20. April wurden die beiden Tiroler Höbenreich und Mühltaler im Beisein von Herta Haller von Landeshauptmann Dr. Herwig Van Staa verabschiedet. Sie bekamen eine Bronzetafel mit den Namen Johann Haller und Alexander Klotz (der zweite Tiroler von 1872/74) mit auf den Weg, um sie am Kap Tirol anzubringen.
Auf den Spuren einer historischen Expedition
Zwei Tiroler auf Skiern im Franz Josef Land wie 1874 Julius Payer: Eisbären und laue Tage bei +3 Grad
Wer denkt sich schon, dass es im hohen Norden, im Franz Josef Land, so warm werden würde, dass einem das Eis unter den Skiern wegschmilzt. Mit diesem Problem haben derzeit die Tiroler Christoph Höbenreich und Robert Mühlthaler, der österreichische Teil der Payer-Weyprecht-Gedächtnisexpedition 2005, zu kämpfen. Ja, es ist sogar so warm, dass die Expedition nachts marschiert und bei Tag schläft. Wobei warm mit drei Plus Graden freilich relativ ist.
NACH PLAN Bis jetzt läuft es den Tirolern und ihren russischen Kameraden aber ganz nach Plan. Am 25. April waren Höbenreich und Mühlthaler von Innsbruck nach Moskau geflogen, am 29. April dann gemeinsam mit Victor Bojarski und Nikita Ovsianikov weiter nach Franz Josef Land. Zuerst mit einer großen Transportmaschine und dann mit Hubschraubern. Am 30. beginnt die große „Wanderung“ dann auf der Insel Wilczek.
In diesen ersten Tagen machen die Expeditionsteilnehmer auch gleich Bekanntschaft mit den Eisbären, die Hund Nanuk aber immer brav verbellt. Bei der historischen Expedition von Julius Payer 1874 waren allerdings alle Eisbären getötet und verzehrt worden. Christoph Höbenreich im Expeditionstagebuch :
,,Wir möchten daran erinnern, dass der Erfolg der Pionierexpedition nur Dank der Eisbären möglich war, die ihr Leben gelassen und die Expedition ernährt haben.“
GESCHICHTE Die Namen, die den Tirolern auf ihrer Expedition unterkommen, erinnern an ein spannendes Kapitel österreichischer Geschichte : Am 3. Mai erreichen sie Kap Tegethoff, am 5. den Austria Sund, am 8. schließlich Kap Tirol. Die größte Marschleistung an einem Tag liegt bei 18,5 Kilometern.
Am 10. besteigen die Expeditionsteilnehmer das Kap Tirol, wie es 1874 Expeditionsleiter Julius Payer gemeinsam mit dem Tiroler Bergführer Johann Haller getan hatte.
Derzeit befinden sich die zwei Österreicher und ihre russischen Gefährten auf dem Weg zur nördlichsten Insel Rudolf. Ob sie diese aber, erreichen, scheint fraglich . Höbenreich im Tagebuch:
„Der Schnee weicht auf – es ist viel zu warm und das Festeis beginnt zu zerfallen. Wir wissen nicht, ob wir die Insel Rudolf noch mit Skiern erreichen können .“
60 Inseln beinahe am Nordpol
Franz Josef Land besteht aus einem Inselarchipel, das zu Russland gehört. Es umfasst an die 60 meist von Eis bedeckte Inseln. Es wurde im Jahr 1873 von einer österreichisch-ungarischen Expedition unter Carl Weyprecht entdeckt. Ein Jahr später erforschte der Offizier Julius von Payer das Archipel. Diese Expedition wird nun von den zwei Österreichern und zwei Russen nachempfunden.
Expedition
Zwei Tiroler erforschen Franz Josef-Land, arktische Wildnis im russischen Sperrgebiet …
Jetzt, wo nach einem langen Winter der Frühling ins Land zieht, brechen Christoph Höbenreich und Roland Mühltaler am Montag zu einem der kältesten und unwirtlichsten Flecken der ganzen Welt auf: Sie wollen Franz-Josef-Land erforschen, eine unbewohnte Inselgruppe im nördlichen Eismeer, 900 Kilometer vom Nordpol entfernt.
Jahrzehntelang, genauer seit 1926, waren die 180 Inseln russisches Sperrgebiet:
,,So blieb die arktische Wildnis weitgehend erhalten – einer der wenigen noch wirklich weißen Flecken der Erde“, schwärmen die beiden Tiroler. Die arktische Wildnis mit eisigen Stürmen, offenen Wasserstellen im Packeis und nicht zuletzt Eisbären wird die Kleinexpedition, an der auch zwei arktiserfahrene Russen teilnehmen, auf eine harte Probe stellen.
Ziel dieser „Payer-Weyprecht-Gedächtnisexpedition“ ist es, den Spuren der österreichisch-ungarischen Entdecker zu folgen: Julius Payer und Carl Weyprecht erforschten 1873/74 unter unvorstellbaren Strapazen die nordpolare Inselgruppe und sammelten wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse. Auch damals waren übrigens zwei Tiroler dabei, nämlich Johann Haller und Josef Klotz. Ihnen zur Ehre soll am „Kap Tirol“, dem „nördlichsten Punkt Tirols“, eine Bronzetafel hinterlegt werden – sofern der 600 Meter hohe Berg nördlich des 80. Breitengrades überhaupt erreicht und bestiegen werden kann.
Denn den Expeditionsverlauf bestimmt das Wetter: „Die ständig wechselnden und praktisch unberechenbaren Packeisverhältnisse geben die Marschroute zwischen den Inseln vor. Diese führt über schwieriges, arktisches Terrain. Vereiste Berge müssen bestiegen, Spaltenzonen auf den Gletschern durchquert und Presseiszonen sowie offene Wasserflächen im Packeis überwunden werden, erklärt Höbenreich. 30 Grad unter Null und Eisstürme sind normal. Anspruch der Kleinexpedition ist es, ,,aus eigener Kraft mit Ski und Schlitten das Land zu erkunden, um die historische Leistung der Pioniere zu würdigen“ , stellen die Tiroler klar. Als Bergsteiger wollen sie das alpine Element betonen und nach Möglichkeit sogar auf höheren , abseits gelegenen Inseln einige Berge erstbesteigen. Fünf Wochen lang soll die Reise dauern.
Schlittenhund ist nur einer im Einsatz , und der muss nichts ziehen, sondern nur bei Eisbären Alarm schlagen. Die Teilnehmer müssen ihr Gepäck, rund 80 Kilogramm, selber schleppen. Monatelang haben Mühltaler und Höbenreich für diese Aufgabe trainiert, indem sie liegende Autoreifen auf die Rumer Alm hinaufgezogen haben! Für den Fall der Fälle steht in Spitzbergen ein Hubschrauber bereit …
Die Expedition setzt sich aus zwei Österreichern, zwei Russen und Hund „Nanuk“ zusammen. Bis zu dieser „Ko-Produktion“ war es ein weiter Weg. Letztlich haben Russlands Präsident Wladimir Putin und der Vize-Chef der Duma zugestimmt. Bundespräsident Heinz Fischer wertet das als „schönes Zeichen der Zusammenarbeit“.
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