Klamm: Marienkapelle

Die Burg Klamm hatte, so weit man weiß, in alter Zeit nicht sicher eine Kapelle. Am 17. März 1702 kaufte der Holzhändler Thomas Hirn die Burg. Dessen Sohn Michael errichtete zu unterst im Turm dann eine Kapelle und stattete sie reich aus. Durch mehrere Generationen war dies für die Familie eine Gebetsstätte.

Als der Besitzer der Burg, Johann Peter Scharmer, gegen Ende des 19. Jahrhunderts hoch verschuldet, vieles aus dem Gebäude verkaufen musste, trennte er sich auch vom Inventar der Kapelle. Der schöne 14-Nothelfer-Altar steht heute in der Imster Johanniskirche, manche anderen Stücke kamen anscheinend in die Kapelle am Fernpass. 1913 verkaufte Scharmer schließlich die ganze Burg.

Nach zwei Zwischenbesitzern erwarb Maßritz Hünnebeck aus Hösel im Ruhrgebiet 1956 das Anwesen und rettete es vor dem Verfall. Es wurde grundlegend renoviert und schön ausgeschmückt.

Nach Ende der Restaurierungsarbeiten errichtete er ca. 200m westlich der Landwirtschaft eine neue Kapelle und bestimmte sie auch als Urnengrablege der verstorbenen Familienmitglieder.

Zur Hälfte erinnert der Bau an barocke Landkapellen, die andere Hälfte wird von einer geräumigen viereckigen Vorhalle eingenommen. Über dem 3/8 -Abschluss thront ein barocker Dachreiter mit Laterne und Zwiebeldach.

Das Gesamtausmaß beträgt 6,85 x 3,80 m, der Chor ist gegenüber der Vorhalle eingezogen, ist gewölbt und mit einem Schmiedeeisengitter abgeschlossen.

Die 3,20 x 2,95 m (Innenmaß) messende Vorhalle trägt eine Holzkonstruktion. Alles ist gemeinsam mit einem geschindelten Satteldach gedeckt.

Als Andachtsbild im Chor dient ein leicht gefärbeltes Sandstein(?)-Relief Maria mit Kind, dem Stil nach italienische Renaissance. Links und rechts davon sind die Urnennischen angebracht. Ein schön geschmiedeter siebenarmiger Leuchter vervollständigt die Einrichtung.

Außerdem: In die Hangmauer des Burgweges, der nach Fronhausen führt, sind in größeren Abständen drei Nischen eingelassen, deren Mosaikbilder auch einen religiösen Bezug haben. Auch sie ließ Mauritz Hünnebeck anfertigen, und zwar vom Künstler Max Spielmann aus Innsbruck. Die farbigen Keramikplatten sind leider schon durch mutwillige Steinwürfe erheblich beschädigt worden.

Das erste Bild stellt Maria mit dem Jesukind dar, flankiert von Darstellungen aus dem Weihnachtsgeschehen. Links die drei Weisen aus dem Morgenland, rechts die Hirten mit Schafen und einem Lagerfeuer.

Das zweite Bild zeigt den Wiltener Abt Konrad Speiser, der 1367 auf der Burg Klamm gefangen gehalten wurde, sitzend in einer Fensternische, über ihm sein Wappen. Speiser hatte bei einer Auseinandersetzung des Tiroler Adels mit den Bayern scheinbar mit den Feinden kooperiert und wurde von Oswald Milser (dem damaligen Besitzer von Klamm) in einem Handstreich aus Wilten geholt und für einige Wochen auf Klamm in Gewahrsam gehalten. Er sei aber auf der Burg gut behandelt worden, sagt die Überlieferung.

Das dritte Bild enthält die Darstellung des Hostienwunders zu Seefeld. Oswald Milser (s.o.) war auch Pfleger des Schlosses in Seefeld. Am Gründonnerstag 1384 verlangte er vom Pfarrer zur Kommunion die große Hostie, wie sie nur dem Priester zusteht und versank bei ihrem Empfang bis zu den Knien im Fußboden. Darauf hin änderte der bisher hochmütige Milser sein Leben, trat als Büßer in das Stift Stams ein und ließ sich unter der Schwelle der Blutskapelle begraben.

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Quelle: Gemeinde Obsteig

Orginaldokument: Klamm: Marienkapelle