Gedenken am Grünstein

Gedenken am Grünstein

vor 100 Jahren

 

Eintragung im Totenbuch der Pfarre Obsteig: 

  1. August, 9 Uhr Abends   /  Grünstein  /  Langenberger Richard, katholisch, lediger Student aus München, geb. in Ingolstadt. Die Leiche wurde nach Ehrwald überführt  /  19 Jahre,  geb 23.V.1901

Aus dem Sterbebuch in Ehrwald:

Langenberger Heinrich, Lazeretta  Oberinspektor und Katharina Pfeiffer / Absturz am Grünstein  /  repultus (begraben) in Ehrwald, am 21, September 1920

 

Aus „Tiroler Nachrichten“, am 9. September  1920.

Das Touristenunglück in den Mieminger Bergen!

Zum Touristenunglück  in den Mieminger Bergen erfahren wir aus Ehrwald noch folgende Einzelheiten. Die vier jungen Münchner, alle im Alter von 19 Jahren,  stiegen  trotz Warnung des Hüttenwirtes der Coburger Hütte vor einem Wettersturz, unter Zurücklassung ihrer Wettermäntel und Rucksäcke, als zu hinderlichen Ballast,  zum Grünstein auf. Der ausgebrochene Schneesturm wurde ihnen zum Verderben. Noch am Abend stiegen die Bergführer Gebrüder Spielmann zur Hilfe auf, mussten aber ergebnislos umkehren. Die großen Schneemassen machten Hilfe und  Bergung unmöglich.

Aus „Tiroler Nachrichten“, am Samstag, den 25. September.

Beerdigung der verunglückten Touristen!

Wie vor einiger Zeit gemeldet, waren von den vier jungen Münchnern, die im Schneesturm am Grünberg umgekommen sind,  erst zwei aufgefunden und in Ehrwald feierlich bestattet worden. Alles Suchen nach den beiden Anderen schien vergeblich, trotz vieler Helfer aus München und Ehrwald. Da fand ein Tourist zufällig die Toten eingeschneit auf der anderen Seite des Grünsteins. Unter großen Mühen brachte man die beiden Leichen nach Ehrwald. Zum gestrigen Begräbnis hatten sich zahlreiche Angehörige, Freunde und Einwohner eingefunden. Die Einsegnung nahm unser Kooperatur und  ein evangelischer Geistlicher vor.

(Anm: Auszug aus den Tiroler Nachrichten)

 

1965 Bergtragödie an der Hohen Geige

 

 Die Erinnerung von damals:

Dr. Herbert Flora war ein bekannter Arzt und Alpinist aus Innsbruck. Zu seinem besonderen alpinen Erholungsgebiet gehörte der Lehnberg mit der Wankspitze, der Marienberg und auch der Grünstein in Obsteig. Gerne kehrte Dr. Flora auch im Lehnberghaus, beim damaligen Pächter Klaus Riml ein.

Dr. Herbert Flora wünschte sich zu seinem 65. Geburtstag von seinem Sohn, dem sehr bekannten Alpinisten und Bergrettungsarzt Dr. Gerhard Flora eine Bergtour auf die Hohe Geige ( 3395 m ) in den Ötztaler Alpen. Dr. Herbert Flora stürzte am Westgrat der Hohen Geige, an einer für diesen erfahrenen Alpinisten unschwierigen Kletterpassage tödlich ab. Dieser auch von den Begleitumständen tragische Alpin-Tod war Anlass für die Errichtung des Gipfelkreuzes am Grünstein in Obsteig.

Inzwischen ist auch Dr. Gerhard Flora (1930 – 2015),  der bekannte Alpinist, Bergrettungsarzt und langjährige Leiter der Bergrettung Innsbruck verstorben. Ihm verdanken wir die heutige moderne Form in Ausbildung und Technik der Bergrettung Tirols. Seine Verdienste um die Bergrettung sind im Internet und im Buch der Geschichte der BR Tirol „Ehrensache Leben retten“ ausführlich beschrieben.

Vielleicht kann dieses Gipfelkreuz in Zukunft auch an Dr. Gerhard Flora und seine Verdienste  erinnern.

 

 

Das Gipfelkreuz, errichtet im September 1967

Nach Informationen von Herrn Walter Spitzenstätter, ging die Idee zur Errichtung des Gipfelkreuzes am Grünstein von Dr. Gerhard Flora aus, der auch die Finanzierung zum großen Teil übernahm.

Als Zeitzeuge kann ich nur die örtliche Organisation wiedergeben. Die Organisation vor Ort hat der damalige Bergführer und  Pächter des Lehnberghauses Klaus Riml + übernommen. Den  Plan für das Gipfelkreuz und die Inschrift des Querbalkens schuf der Obsteiger Künstler Hermann Rieser +. Die Schmiedearbeiten wurden in der Kunstschmiede Malaun in Obsteig vom damaligen Gesellen, allgemein „Wilfling+“ genannt,  hergestellt.   Den Transport und die Aufstellung des Kreuzes am Gipfel, übernahmen die freiwilligen Helfer der Jungbauernschaft von Obsteig unter dem Obmann Alois Falkner, gemeinsam mit der Bergwacht Mieming unter Obmann Hermann Plattner+.  Aus der Bergwacht Mieming ging 1974 die Ortsstelle der Bergrettung Mieming hervor.

Die Einweihung erfolgte im Oktober 1967 bei bestem Bergwetter und großer Beteiligung.

Mein bleibender Eindruck aus dieser feierlichen Gipfelmesse am Grünstein war einerseits unsere  Freude über das gelungene Werk und andererseits die verständlicherweise bedrückte Stimmung der Familie und Freunde des Dr. Flora und deren traurige Blicke vom Grünstein in Richtung der Hohen Geige, in den Ötztaler Bergen.

 

Mein Dank für Informationen zu diesem Beitrag geht an Walter Spitzenstaetter, Stv. Leiter der BR Innsbruck und Hannes Faimann für die Recherche in den Tiroler Nachrichten.

Toni Riser

 

Kommentare
  • Josef Wilhelm

    ?1967 war ich einmal dabei bei der Errichtung des Kreuzes und habe die Jungbauern bewundert ob des Gewichts des Transportes der Materialien am Rücken. Damals war meines Wissens kein Hubschrauber im Einsatz, was heute wahrscheinlich Standard wäre?

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Quelle: Chronik Obsteig