Etwas eigenartig fühlten sie sich schon, die Obsteiger Gemeinderäte, zu Beginn der ersten Sitzung nach dem Rücktritt Karl Auer, der ja fast zwei Jahrzehnte der Gemeindevorstand.
Mag. Gerhard Schaber, der als Vize bis zur Neuwahl am 3. März die Amtsgeschäfte führt, hat sich zwischenzeitlich in die Aktenlage eingearbeitet. Dabei musste er auch Unerledigtes und teilweise Unerfreuliches von seinem Vorgänger übernehmen. In konstruktiver Arbeitsatmosphäre bemühten sich die Volksvertreter, gemeinsame Lösungen zu finden. Diskussionskultur ohne persönliche Untergriffe und parteipolitisches Hick-Hack ermöglichten Einstimmigkeit bei den zu fassenden Beschlüssen. Wie die Obsteiger ihre insgesamt – besonders finanziell – nicht besonders rosige Lage meistern werden, hängt nicht zuletzt vom künftigen Bürgermeister ab. Mag. Gerhard Schaber, der auf einen offenen, fairen und gleichberechtigten Wahlkampf besonderen Wert legt, bemühte sich sichtlich, keine personenbezogenen Entscheidungen zu suchen. Die triste Finanzlage, die laut Ergebnis des Kontrollausschusses unter anderem zu zweckfremder Verwendung
der für den Ausbau der Wasserversorgung vorgesehenen Kredit geführt hat, begründet nicht nur detaillierten Untersuchungsbedarf fordert auch die konsequente Nutzung aller möglichen kommunalen Einnahmequellen.
SANIERUNG
Ob Parkraumbewirtschaftung oder die Neuordnung des Holzbezugs aus dem Gemeindewald, jeder Cent muss zur Sanierung herangezogen werden,
Neuregelungen sind unvermeidlich. Der kalte, aber trockene Winter ermöglichte den Obsteigern einen erfreulich guten Betrieb des Skilifts, wenn auch nur unter Einsatz erheblicher Personal- und Sachmittel für die künstliche Beschneiung. Die Auswirkungen auf das Gemeindebudget werden nach Vorliegen genauer Zahlen in einer der weiteren Sitzungen besprochen werden. Neben der Finanzlage, auch der Haushalt 2002 ist noch nicht verabschiedet: bereitet den Obsteigern die Raumordnung Kopfzerbrechen. Während zeitgleich in einer Gemeinderatssitzung im benachbarten Mieming bereits die zweite, überarbeitete Fassung hitzig debattiert wird, bezeichnet die zuständige Abteilung des Landes Tirol den Vorschlag der Obsteiger schlichtweg als „nicht genehmigungsfähig“. Kollisionen mit den Grenzen des Landschaftsschutzgebietes sind ebenso ungeklärt, wie geplante Umwidmungen und vieles andere mehr. Wieso der verantwortliche Planer, Dipl. Ing. Ofner, dafür neben einer kolportierten Summe von über € 43.600 (ca. ATS 600.000) entgegen gültigen Gemeinderatsbeschluss noch im Dezember eine weitere erhebliche Teilzahlung erhalten hat, wird wohl nur Karl Auer aufklären können. Auf Ersuchen der Raiffeisen Landesbank wird die Gemeinde ein Angebot zur Verlängerung der Pacht der Gemeindejagd bis 2021 , vorlegen. Ob eine Eigenvermarktung durch die Gemeinde nicht wesentlich ertragreicher gestaltet werden kann, bleibt offen. Insgesamt bleibt zu beobachten, wie die Gemeinderäte und der künftige Bürgermeister die Weichen stellen werden, um die massiven Probleme der Plateaugemeinde zu lösen. Neben neuen Ideen ist besonders Mut gefragt, die bisherigen Wege zu verlassen.
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